Filmkritiken

EIN FILM, DER SICH NIX PFEIFT

07/09/2014, 10:00 PM

Schwierig, über diesen Film etwas zu schreiben, das noch nicht geschrieben wurde. Da ergießen sich Hymnen von Spiegel, Süddeutsche, TAZ ect. über dieses Filmdebüt von Jakob Lass als neues, wildes, deutsches Kino. Da regnet es Preise beim Münchner Filmfest, in Saarbrücken, in Rotterdam. Und das für einen Film, der gänzlich ohne staatliche Fördergelder gedreht wurde: also auf eigene Faust und mit aller Freiheit.

Hier musste sich niemand nach Vorstellungen von TV-Anstalten richten. Man entwickelte stattdessen eigene nach eigenen Regeln. Die klingen im Falle von Jakob Lass recht basisdemokratisch für einen Filmdreh, der normalerweise streng hierarchisch, um nicht zu sagen: diktatorisch organisiert ist. Jeder im Filmteam durfte Ideen einbringen, gedreht wurde zwei Mal vier Stunden am Tag (Drehtage dauern meist 11 Stunden und mehr), und man betrieb gemeinsam Sport. Wichtig war der "gemeinsame Flow". Und so zeitgeistig das klingen mag, so ist auch dieser Film. Er hat einen Flow, einen Fluss, er hat Unmittelbarkeit und Rauheit, er hat Fieber. Oder um es derb zu sagen:

Er pfeift sich nix.

Nicht immer versteht man in diesem semi-dokumentarischen Stil alles, was genuschelt wird. Es klimpert und klirrt, wie es in einer Hotelküche eben klirrt und klimpert. Dafür gewinnt man Glaubwürdigkeit des Arbeitsmilieus. In einem Luxushotel an der Ostsee wurde inmitten laufenden Betriebs gedreht. Zugrunde lagen 18 Skelettszenen, deren Dialoge von zwei umwerfenden Schauspielern ( Lana Cooper und Franz Rogowski) inmitten von Laien, von Küchenpersonal und Wellness-Mitarbeitern improvisiert wurden. Gedreht wurde ohne künstliches Licht – wie einst bei Lars van Triers Dogma-Filmen. "Fogma" nannte das Team daher in ironischer Anlehnung seine Drehmethode.

Wenn hier jetzt so lange über das WIE des Films geschrieben wird statt über das WAS, hat das seinen Grund: Das WIE ist interessanter, wenn auch international nicht ganz so neu, wie die deutsche Filmkritik das gerne hätte. Dasselbe gilt auch für die Lovestory: Sie ist Köchin, er Masseur. Sie, eine Ungezügelte, die trinkt und Eiskammern romantisch findet. Er, ein Gezügelter, der sich um Menschen gerne kümmert. Ein ungleiches Paar, wie wir es kennen, in einem Film, wie wir ihn aus Deutschland nicht, oder höchstens von Klaus Lemke kennen: unbändig, frech und frei.

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Ein schüchterner Masseur und eine Köchin, die beide im selben Hotel arbeiten und gegensätzlicher nicht sein könnten, verlieben sich ineinander hemmungslos mit Haut und Haaren und sind wild entschlossen, ihr Glück zu finden.

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