Filmkritiken

EIN ILLUSIONSLOSER BLICK AUF DIE PIONIERZEIT

von

Franco Schedl
Franco Schedl

12/17/2014, 11:00 PM

Es ist eine Oase der Kultiviertheit inmitten einer gottverlassenen Sand- + Staubwüste irgendwo im Niemandsland des sogenannten Nebraska-Territoriums. Die Besitzerin des gepflegten Häuschens heißt Mary Bee Cuddy ( Hilary Swank): als gottesfürchtige Frau bewirtschaftet sie ihr Farmland selber und hat gelernt, ihren Mann zu stehen, denn die 31jährige ist auf dem besten Weg, das zu werden, was man zu ihrer Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts ganz eindeutig „alte Jungfer“ genannt hätte. Obwohl sie es ganz beherzt angeht, sich selber einen Ehemann zu angeln, verschreckt sie durch ihr resolut-zielgerichtetes Auftreten alle möglichen Heiratskandidaten.

Trotzdem hatte sie noch Glück, da andere Frauen mit den harten Anforderungen des Pionierdaseins weniger gut zurechtkommen; gleich drei Farmersfrauen der Umgebung haben aus unterschiedlichen Gründen den Verstand verloren und sollen durch eine wochenlange Kutschenfahrt, auf der bestimmt jede Menge Gefahren lauern, in dichter besiedelte Gebiete nach Osten gebracht werden. Eine Herausforderung für einen echten Mann somit (deshalb heißt die Jobbezeichnung ja auch „Homesman“) – und genau deshalb, könnte man sagen, bleibt diese Aufgabe schließlich an Miss Cuddy hängen. Noch in letzter Minute stellt ihr aber der Zufall - oder war‘s doch die Vorsehung? - einen mürrischen alten Reisegefährten zur Seite, den man aber auf keinen Fall unterschätzen sollte.

Diesem Gesetzlosen Biggs ( Tommy Lee Jones) wäre durch eine Schlinge um den Hals ohne Marys Hilfe längst die Luft ausgegangen; dennoch ist er nur durch die Aussicht auf ein paar hundert Dollar bereit, den Begleiter bei der Fahrt zu spielen. So rollt der Kastenwagen schließlich mit den drei bedauernswerten Insassinnen und Mary neben Biggs auf dem Kutschbock los in die Weiten eines Landes, dessen Natur ebenso rau ist wie seine wenigen Einwohner.

Nach klischeebeladenen Standard- Figuren aus diversen Western wird man hier vergeblich Ausschau halten: ein paar Indianer absolvieren zwar zwischendurch mal einen Kurzauftritt, doch Banditen, Postkutschenräuber oder schießwütige Radaubrüder gibt es nicht. Wozu hat man auch professionelle Verbrecher nötig, wenn schon ganz normale Siedler wie echte Gesetzlose auftreten? Hier im amerikanischen Outback des Jahres 1855 ist sich nämlich jeder selbst der Nächste und Nächstenliebe bleibt ein Fremdwort; es herrscht ausnahmslos das Recht des Stärkeren, egal, ob das den Besitz von Gegenständen oder Menschen betrifft. Aber auch die paar sogenannten ‚Zivilisierten‘ verhalten sich herzlos genug, was ihnen eine feurige Bestrafung durch den unberechenbaren Biggs einbringt.

Tommy Lee Jones erzählt somit in seiner zweiten Regiearbeit weder ein verklärtes Westernmärchen noch eine verkitschte Liebesgeschichte, sondern ein ziemlich verstörendes Frauendrama: sein Film gibt sich so karg und spröde wie die Landschaft, in der er spielt. Im letzten Drittel erwartet uns dann auch noch eine vollkommen unvorhersehbare Wendung, die man garantiert nicht so leicht vergisst. „The Homemann“ präsentiert sich eben absolut ungefällig und gerade das ist ein guter Grund, an dem ungewöhnlichen Werk Gefallen zu finden. 9 von 10 staubgetrockneten Frauenschuhen (aka. Cypripedium).

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Packend und schnörkellos erzählt Tommy Lee Jones nicht nur eine eindringliche Geschichte über die dunklen Seiten des amerikanischen Traums, sondern gleichzeitig eine universelle Parabel über menschliche Grenzerfahrungen.

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