Filmkritiken

EIN KÄFIG VOLLER HOCHZEITSNARREN

von

Franco Schedl
Franco Schedl

06/05/2013, 10:00 PM

Einen endgültigen Scheidungsgrund zwischen Publikum und Kino liefert dieser Film zwar nicht, aber das ist auch schon eines der wenigen positiven Argumente, die man dafür vorbringen kann.

Es hört sich alles ganz einfach an: Alejandro möchte Missy heiraten. Seine Adoptiveltern Don (Robert De Niro) und Ellie ( Diane Keaton) sind aber schon seit etlichen Jahren geschieden – er versteht sich zwar mit der neuen Lebensgefährtin des Papas gut, doch weil nun anlässlich der Trauung seine strenggläubige leibliche Mutter aus Kolumbien für ein paar Tage angereist kommt, verdonnert er Don und Ellie dazu, der Mama ein glückliches Ehepaar vorzuspielen, während die Partnerin des Adoptivvaters beleidigt das Weite sucht, nur um dann erst recht inkognito bei der Hochzeitsfeier aufzukreuzen. So weit, so kompliziert.

Aber damit nicht genug, wird die ohnehin knapp bemessene Laufzeit von 90 Filmminuten durch ein paar verzichtbare Nebenhandlungen in die Länge gezogen. Alejandros Adoptivgeschwister schlagen sich nämlich mit ihren eigenen Problemen herum: Lyla (Katherine Heigl) entdeckt, ausgerechnet kurz nach der Trennung von ihrem Mann, dass es endlich mit der lange ersehnten Schwangerschaft geklappt hat, und der 30jährige Gynäkologe Jared (Topher Grace) will seine seit 15 Jahren standhaft verteidigte Jungfräulichkeit plötzlich erstaunlich leichtfertig mit Alejandros kolumbianischer Schwester verlieren. Die angekündigte große Hochzeit geht in dem ganzen Trubel dann richtgehend unter und findet in aller Stille am Bootssteg statt, während sich die anderen Familienmitglieder mit verbalen oder doch eher mehr handfesteren Schlagabtauschen vergnügen.

Robin Williams schlüpft übrigens schon wieder in ein Priestergewand, weil er wohl in ein Alter gekommen ist, in dem man ihm nur noch die Rolle als Seelenbeistand zutraut. Erst trumpft dieser Father als christlicher Hardliner auf, dann darf er direkt kumpelhafte Züge hervorkehren, sich als Anonymer Alkoholiker outen, im Beichtstuhl lebenskluge Belehrungen erteilen und zwischendurch ins Wasser plumpsen – also kurz gesagt seine Standardnummer des leicht verschmitzten Gottesmannes abziehen, die er in „Lizenz zum Heiraten“ doch schon für alle Zeiten erschöpfend absolviert hatte. Aber weshalb sollte Williams diesmal mehr Glück als seine namhaften Kollegen haben?

Drehbuchautor Justin Zackham konnte mit De Niro, Sarandon und Keaton gleich drei Oscar-Gewinner für seinen zweiten Spielfilm verpflichten, wusste aber als Regisseur mit den Weltstars nicht wirklich viel anzufangen. Sein Werk schlingert unentschlossen zwischen Romantic-Comedy und Komödien der etwas derberen Machart, ohne jemals einen eigenen Stil zu entwickeln. Stattdessen verliert sich Zackham in Plattitüden, hat wenig Gespür für wirkliches Timing und jagt seine Protagonisten von einer unglaubwürdig motivierten Situation zur nächsten. Hier stimmt einfach gar nichts: sobald man erst eine an den Haaren herbeigezogene Ausgangssituation benötigt, damit die überflüssigen Verwicklungen überhaupt in Gang kommen, sollte man das Skript lieber kräftig überarbeiten.

Stattdessen hat sich Zackhams Phantasie im Ersinnen leicht überkandidelter Charaktere erschöpft: Ellie (also Keaton) ist beispielsweise buddhistisch angehaucht und darf von einem neunstündigen Dauer-Orgasmus schwärmen. Immerhin bekommt Robert De Niro alle paar Minuten eine gescheuert, was er und wir als gerechtfertigte Bestrafung für sein Mitwirken an dieser Produktion empfinden könnten. Für mich ist diese verpatzte Hochzeit höchsten 6 von 10 möglichen Brautsträußen wert (und die sind noch dazu vertrocknet).

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Ein seit langem geschiedenes Paar gibt anlässlich eines Familientreffens vor, noch immer verheiratet zu sein.

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