Filmkritiken

EIN KLUGER JUNGE AM KAP DER ANGST

von

Franco Schedl
Franco Schedl

09/28/2011, 10:00 PM

Wäre der kleine Wikingerjunge noch die altbekannte Zeichentrickfigur, hätte man sich mit der fälligen Fortsetzung ruhig noch ein paar Jahre Zeit lassen können, doch da reale Kinder eben schneller altern, musste Jonas Hämmerle seine nächste Bewährungsprobe so rasch wie möglich antreten - zumindest bevor er womöglich in die Rolle seines eigenen Filmvaters schlüpfen könnte (immerhin hat er seit 2009 zehn Zentimeter und zweieinhalb Konfektionsgrößen zugelegt).

Diesmal ist der Gerade-noch-Kleine gezwungen, sich ganz ohne Regiehilfe oder balladeske Erzählkünste seines Entdeckers Michael Bully Herbig durchzuschlagen, seiner erprobten Schlauheit tut das aber keinen Abbruch, denn er kann sich nun die Nase richtig raumgreifend in 3D reiben. Auch Halvars Bauch kommt so natürlich wesentlich besser zur Geltung, und die Wikingersegel blähen sich uns ganz hemmungslos entgegen. Warum wurden sie überhaupt gehisst und wohin führt die große Fahrt? Die Wikinger brechen zu einer Befreiungsaktion auf, denn ihr ewiger Widersacher, der Schreckliche Sven, hat Flakes Häuptling, also Wickies Vater, entführt, weshalb unser Titelheld vorübergehend das Kommando übernehmen muss und seinen Starken Männern sagt, wo‘s langgeht – nämlich Richtung Kap der Angst.

Und weil sie gerade in Abenteuerlaune sind, machen sie nach erfüllter Mission gleich weiter, indem sie sich auf die Suche nach dem sagenhaften Schatz der Götter begeben; ihr Weg führt sie dabei durch Eiswüsten, Todesschluchten und auf die Insel der Walküren. Mit von der gefährlichen Partie ist als Wickies Altersgenossin die furchtlose Svenja, deren Herkunft auf halber Filmstrecke für einen großen Knalleffekt sorgt. Doch auch das Objekt, welches sich hinter dem Götterschatz verbirgt, wird vermutlich manchen Hobbymythologen in Erstaunen versetzen.

Da der jugendfilmerprobte Christian Ditter („Vorstadtkrokodile 2“) beim ersten deutschen 3D-Realfilm fürs Kino Regie führte, fällt Herbigs Fehlen nicht wirklich auf, sondern macht sich höchstens positiv durch eine abenteuerlichere Handlung und das Unterlassen einiger zwanghaft auf Bullys Fähigkeiten zurechtgetrimmter Späße bemerkbar.

Ansonsten ist die Stammbelegschaft gleich geblieben und kehrte wieder an den oberbayerischen Walchensee zurück, der als Double einer skandinavischen Fjordlandschaft seit jeher eine beliebte Wikingerfilm-Kulisse abgab. Auch der zweite Drehort Malta hatte sich für Außenaufnahmen und zum Entfesseln künstlicher Stürme in den dortigen Wasserstudios bereits 2009 bestens bewährt. Weniger überzeugend sind hingegen die neuen Spezialeffekte, weil man ihnen in einigen Szenen nur allzu deutlich die Herkunft aus dem Computer ansieht: etwa wenn das Wikingerschiff durch eine Felsenge schießt oder ein Eispalast beim großen Finale in Stücke geht. Zum Glück lässt die Spiellaune aller Mitwirkenden solche digitalen Schönheitsfehler weitgehend verblassen.

Übrigens werden Bewunderer, die Wickies Lebensklugheit bereits für unüberbietbar hielten, eines Besseren belehrt, da er in Svenjas Gegenwart neuartige Gefühle entwickelt und obendrein von Eskimojungen beigebracht bekommt, dass es durchaus reizvoll sein kann, seine Nase nicht immer alleine, sondern auch mal gegen die seiner Mitmenschen zu reiben, wofür er sich 7 von 10 rotgescheuerten Wikinger-Nasenspitzen verdient hat.

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