Filmkritiken

EIN MAGISCHES DRAMA, DAS SICH SELBST ÜBERSCHÄTZT

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

06/12/2013, 10:00 PM

Ryan Gosling bekommt langsam Konkurrenz – und zwar von seinem eigenen Oberkörper. Muskelbepackt und mit Tattoos bemalt wie eine chinesische Vase, ist er ein Spektakel für sich. Das Gesicht dazu kann warten.

Schwer atmend tigerte also der Ryan-Gosling-Körper durch die johlende Menge. Es dauert eine Weile, bis er sich umdreht und wir endlich sein Antlitz sehen dürfen. Wenn auch nicht für lange. Gleich darauf setzt er einen Helm auf und vollführt mit einem Motorrad halsbrecherische Kunststücke.

Mann und Männlichkeit, Väter und Söhne, Schuld und Sühne – Regisseur Derek Cianfrance hat sich klar für sein Thema entschieden. Zweieinhalb Filme lang. Denn so lange dauert es, um sein teils charismatisches, teils angeberisches Melodram zu erzählen.

Schon einmal hat Cianfrance mit Ryan Gosling in der Hauptrolle in dem dichten Trennungsdrama „Blue Valentine“ brilliert. Gosling konnte sich mit Michelle Williams als proletarischer Held an geschliffenen Dialogen abreiben und dabei eine exzellente Milieustudie mitliefern.

Doch jetzt übertreibt der Regisseur das Charisma seines Helden in beinahe mythische Höhen. Anstatt Milieu, gibt es in erster Linie Großaufnahmen. Gosling als Luke wird zur Ikone à la Marlon Brando, zum Wilden auf der Maschine stilisiert. Als er erfährt, dass er nach einem One-Night-Stand mit der Kellnerin Ramona – schwer unterbeschäftigt: die schöne Eva Mendes – einen Sohn hat, möchte er ins Familienleben einsteigen. Doch Ramona hat einen anderen, zweifelt an Lukes Fähigkeit zum Kindesvater und weist ihn zurück.

In fiebrigen, zuckenden, mit der Handkamera gefilmten Bildern rast dieser auf seinem Motorrad durch den Wald. Cianfrance hat auf 35mm-Filmmaterial gedreht, und die Schönheit seiner Bilder ist streckenweise atemberaubend und magisch. Aber gar so staatstragend müssten sie auch nicht daherkommen. Mit Kirchenchören und Engelsgesängen unterlegt, vollzieht sich schwer das Schicksal. Luke beginnt unter dem Einfluss eines Freundes Banken zu überfallen – und wie es weitergeht, weiß jeder, der schon mindestens einen Film in seinem Leben gesehen hat.

Allerdings beschränkt sich der Ehrgeiz des Regisseurs eben genau nicht auf diesen einen Film. Er zielt auf Größeres ab. Sein Tigersprung in die Zukunft – fünfzehn Jahre später – kommt mit erheblichen Reibungsverlusten einher. Auch der ansonsten eigentlich sehr veritable Bradley Cooper erweist sich im Vergleich zu Ryan Gosling als Absacker.

Warum? Nicht, weil er kein guter Schauspieler ist. Sondern weil das Väter-Söhne-Drama über die Generationen hinweg nie genügend Details bekommt, um tatsächlich über Menschen und deren Schicksal Auskunft zu erteilen. Stattdessen werden Allgemeinplätze abgeklappert und das Thema Schuld und Sühne mehr beschworen als tatsächlich erzählt. Auch was der mythische „Place Beyond the Pines“ sein soll, weiß man bis zum Schluss nicht so recht.

Vielleicht Ryan Goslings sagenhafter Oberkörper.

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Ein Motorradstuntman, der sich sein Geld als Bankräuber beschafft und ein ehrgeiziger Kleinstadtpolizist treffen nach einem missglückten Coup aufeinander.

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