Filmkritik

"Macbeth": EIN MATSCH-MATCH UM DIE MACHT

von

Franco Schedl
Franco Schedl

10/27/2015, 11:00 PM

Krieg führen ist eine schmutzige Angelegenheit – das war seit jeher so und im mittelalterlichen Schottland erst recht. Dort liefern sich zum Auftakt dieser neuen „Macbeth“-Verfilmung im nebeldurchzogenen Hochland Rebellen und Königstreue ein unerbittliches Gemetzel. Kurz darauf treten die Hexen an den blut- und dreckverkrusteten Titelhelden heran, um ihn durch ihre gefährlichen Einflüsterungen auf böse Gedanken zu bringen. Die klassische Tragödie nimmt - unter Beibehaltung des originalen Wortlauts - ihren wohlbekannten Verlauf.

Michael Fassbinder verkörpert den harten Krieger, dessen angestachelte Machtgier ihn bis zum Äußersten und in den Wahnsinn treibt, auf atemberaubende Weise. Marion Cotillard steht ihm als Lady in nichts nach und übertrifft ihn sogar in gewisser Hinsicht, denn obwohl Englisch nur ihre zweite Sprache ist, meistert sie den schwierigen Text bravourös.

Unter Justin Kurzels Regie - dies ist erst sein zweiter Langfilm - mutiert die schottische Landschaft fast zur Westernkulisse, in der sehr naturalistisch gekämpft, geblutet, gemordet, gekotzt und überraschenderweise viel geweint wird (auch Macbeth selbst schämt sich seiner Tränen nicht).

Der gebürtige Australier Kurzel vermag in dieser emotionalen Macht- und Kriegsstudie beeindruckende Bilderwelten zu erschaffen: er schwelgt in düsteren Farben und sobald einmal etwas Helleres erscheint, sind es entweder Flammen von Scheiterhaufen oder blutrote Rauchschwaden über den Schlachtfeldern (in ihnen scheint zuletzt ganz Schottland zu versinken). Nur manchmal tut er des Guten zu viel, etwa wenn er ein Schlachtgetümmel eher einfallslos in geschmäcklerischem „300“-Stil inszeniert und die brüllenden Recken mit gezückten Waffen in Slow Motion aufeinander losstürmen lässt.

Am Rande der jeweiligen Kampfschauplätze stehen übrigens fast immer die Hexen auf Beobachtungsposten, obwohl sie doch ihre Prophezeiungen schon abgegeben haben und eigentlich genau wissen müssten, wie alles ausgeht. Das tun wir als Zuschauer zwar auch, können aber ebenfalls nicht die Augen von dem Geschehen lassen. Es ist einfach eine sehr erdige und kompromisslos harte Shakespeare-Version, die ästhetisch anspruchsvoll umgesetzt wurde.

8 von 10 schottischen Erdklumpen ins Gesicht.

franco schedl

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