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Filmkritiken

"Jupiter Ascending" auf Amazon Prime: Ödes Sternenmärchen

Die Wachowskis lassen Channing Tatum als surfenden Klon-Krieger pausenlos Mila Kunis retten.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

02/03/2015, 11:00 PM

Die Wachowski-Geschwister haben einen neuen Ehrgeiz entwickelt: durch ihr jüngstes episches Science-Fiction-Abenteuer wollen sie es offenbar tatsächlich im Alleingang mit dem Marvel-Universum aufnehmen. So allein sind aber eigentlich gar nicht, denn indirekt greifen sie auf die Arbeit vieler anderer zurück und bedienen sich schamlos aus dem reichen Fundus des bereits Vorhandenen: nicht nur die Marvel-Superhelden haben in diesem Drehbuch deutliche Spuren hinterlassen, sondern auch so gut wie jeder große Sci-Fi-Film der letzten Jahre.

Ja selbst die Brüder Grimm lassen grüßen, weil „"Jupiter Ascending"“ über die klassische Ausgangssituation eines Märchens verfügt: Das arme schöne vaterlose Migranten-Mädchen muss seinen Lebensunterhalt mit Toilettenputzen verdienen, bis eines Tages herauskommt, dass Jupiter (Mila Kunis) eigentlich eine Prinzessin ist und von einem außerirdischen Adelshaus abstammt.

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Tatum als surfender Klonkrieger

Da ihr die weit-entfernten Verwandten dummerweise nach dem Leben trachten, kommt ein genetisch manipulierter Ex-Soldat in Channing Tatums Gestalt mit Spezialschuhen angeflogen (er selber nennt das „Surfen“) und haut sie in den folgenden zwei Stunden - auf der Erde und im All und einfach all überall - aus jeder noch so großen Notlage wieder heraus. Gut so! Schließlich hat sie ständig das Pech, irgendwo hinunterzustürzen, aber weil eh immer gleich der surfende Klonkrieger vorbeirauscht und die Arme ausbreitet, kann sie sich unbesorgt auch aus der höchsten Höhe fallen lassen. Uns wird das zweifellos sehr viel früher langweilig als ihr.

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Sehnsucht nach Luc-Besson-Filmen

Eine bestimmte Szene ist direkt aus „ Brasil“ übernommen und wie um das bei Terry Gilliam wieder abzugelten, haben ihm die Wachowskis eine kleine Rolle auf den Leib geschrieben: in einer kafkaesken interstellaren Behörde setzt er als Beamter ein paar seltsame Maschinen in Gang, die er möglicherweise selber entworfen hat. Doch sogar die Beteiligung dieses unterhaltsamen Kopfes ändert nichts am hoffnungslosen Gesamteindruck.

Der Film hätte zwar gerne den rasanten Witz eines der älteren Luc Besson-Filme, allen voran „"Das Fünfte Element"“, kommt aber dem nicht einmal auf Lichtjahre nahe. Immerhin könnte der Hass der mächtigsten Alien-Dynastie auf unsere Titelheldin ein psychoanalytisches Interesse wecken: Jupiter ist der Mutter des Oberfieslings wie aus dem Gesicht geschnitten; und da der mit dünner Stimme dahinfistelnde Leptosome seine Mama schon einstmals eigenhändig umgebracht hat, will er die lieb gewonnene Tradition nun fortsetzen.

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Abflauende Spannung

Doch allen permanenten Gefahren zum Trotz lässt die Spannung sehr zu wünschen übrig: „"Jupiter Ascending"“ hat einfach keine ansprechenden Charaktere zu bieten, um deren Schicksal wir auch nur eine Sekunde bangen würden, was aber bei dieser bis zur unsäglichen Gigantomachie aufgepeppten CGI-Orgie sowieso fehl am Platz ist. Während natürlich wieder einmal die Zukunft der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht und praktisch im Minutentakt fremde Welten in die Brüche gehen, lässt Komponist Michael Giacchino anfeuernde Chorgesänge erklingen, die direkt aus einer Carmina Burana-Aufführung stammen könnten (warum sollte sich der für die Wachowskis arbeitende Tonkünstler nicht auch gerne von anderswoher bedienen?)

2 von 5 intergalaktischen Klobürsten.

"Jupiter Ascending" ist derzeit auf Amazon Prime verfügbar.

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