Filmkritiken

Ein zerfahrener Bibel-Blockbuster

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

12/24/2014, 11:00 PM

Gott ist ein elfjähriger Junge und spricht mit britischem Akzent. Niemand kann ihn sehen, nur Moses. Wenn Moses mit Gott (dem Elfjährigen) spricht, haben Beobachter den Eindruck, er redet mit sich selbst – oder einem Stein. Außerdem ist das Gott-Kind ziemlich wütend. Während Moses zur Besinnung mahnt, lässt es sich eine alttestamentarische Gemeinheit nach der anderen einfallen. Schnappende Krokodile, Fröschen, fiese Fliegen – von den toten Erstgeborenen unter den ägyptischen Kindern gar nicht zu reden.

Die Entscheidung von "Gladiator"-Regisseur Ridley Scott, Gott nicht hinterm brennenden Feuerbusch zu verstecken, sondern das Gesicht eines rabiaten Buben zu geben, zählt noch zu den interessanteren Momenten seines erschöpfend exzessiven 3-D-Spektakels. Umgekehrt ließ Darren Aronofsky in "Noah" – der zweiten Bibelverfilmung des Jahres – seinen Schiffsbauer als Fanatiker auftreten, der die Anweisungen Gottes übertreibt.

Zu den heitersten Momenten in dem ansonsten weitgehend humorfreien Bibel-Blockbuster zählen zweifellos die Auftritte der Ägypter. John Turturro als netter, alter Pharao trägt so viel schwarzen Eyeliner um den Augenrand, dass er locker für eine Kosmetik-Werbung posieren könnte. Auch sein Sohn Ramses ist in den Schminktopf gefallen. Überhaupt schimmert die Haut durchwegs weißer Hauptdarsteller in künstlichem Braunton – was in den USA für Ärger sorgte. Während sich die weißen Stars mit Selbstbräuner den Bronze-Taint verpassten, wurden die kleinen Rollen – Bevölkerung, Sklaven, etc. – mit unbekannten, nicht-weißen Schauspielern besetzt.

Die ägyptischen Herrscher – darunter Sigourney Weaver in einem Sekundenauftritt – kraulen Tiger am Ohr und schmusen mit Riesenschlangen. Moses fühlt sich unter ihnen pudelwohl – bis ihm jemand steckt, dass er eigentlich zu den Juden gehört, die grausam unterdrückt werden. Ab dem Zeitpunkt lässt er sich einen Bart wachsen.

Christian Bale als Moses mit wechselnder Gesichtsfrisur gebietet mit großer Präsenz die Leinwand. Er ist ein Suchender, streitet mit Gott und ringt um die Wahrheit. Trotzdem nimmt man ihm sein Engagement für das Volk Israel nicht recht ab. Die jüdischen Hauptfiguren – darunter Ben Kingsley und Aaron Paul von " Breaking Bad" – bleiben wenig entwickelt am Rande, die wahre Spannung spielt sich zwischen Moses und Ramses beziehungsweise Moses und Gott ab. Doch auch hier fehlt es letztlich an Dringlichkeit.

Ridley Scott setzt auf maximale Schauwerte (monumentale Schlachten), krasse Effekte (die Krokodile schnappen wie der Weiße Hai) und visuelle Großtaten. Doch gerade das Rote Meer als Höhepunkt am Ende des Epos, sieht – wenn es geteilt wird – enttäuschend blass aus.

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