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Filmkritik

"Als wir tanzten": Tanzen gegen Homophobie

Die schwedisch-georgische Koproduktion sorgte bei ihrer Premiere für Furore.

von Oezguer Anil

08/31/2020, 08:46 AM

Merab (Levan Gelbakhiani) tanzt seit seiner Kindheit im georgischen Staatsensemble. Er und zwei Dutzend weitere junge Männer und Frauen hoffen seit Jahren darauf, den Sprung vom Jugend- ins Hauptensemble zu schaffen. Merab hat zwar eine enge Bindung zu seiner Tanzpartnerin Mary (Ana Javakishvili), aber ihre Beziehung kommt nie über die freundschaftliche Ebene hinaus. Als eines Tages der talentierte Irakli (Bachi Valishvili) dem Jugendensemble beitritt, regt sich ein Verlangen in Merab. Er beginnt in Irakli mehr als nur einen Konkurrenten zu sehen und wird das erste Mal mit seiner Homosexualität konfrontiert.

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Hin- und hergerissen

"Als wir tanzten“ gilt als bester LGBTQ-Film des Jahres, jedoch wäre es ein Fehler die komplexe Beziehung von Merab zu seinen Mitmenschen nur auf seine Sexualität zu reduzieren. Wie jeder Mensch kämpft er mit Einsamkeit, Leistungsdruck und Selbstzweifeln. Genau deshalb geht uns dieses Drama auch so nahe. Die erste Hälfte des Filmes konzentriert sich auf den Alltag des jungen Tänzers, der von familiären Konflikten und tänzerischen Auseinandersetzungen im Ensemble geprägt ist. Die zweite Hälfte steht dazu im starken Kontrast. Die Emotionen kochen hoch, die Tänze werden pulsierender und die Tonkulisse eindringlicher.

Proteste

Der Regisseur Levan Akin hat georgische Wurzeln und ist in Schweden geboren und aufgewachsen. "Als wir tanzten“ ist sein dritter Spielfilm und sein erstes georgisches Projekt. Die Dreharbeiten fanden in Tiblis statt, wo man vorgab, einen thematisch völlig anderen Film zu drehen, um Auseinandersetzungen mit den Behörden und der Bevölkerung zu vermeiden. Das Drama feierte seine Premiere in einer Nebensektion der Filmfestspiele von Cannes und erhielt dort großen Zuspruch. Die Premiere in Georgien wurde jedoch von Protesten und Ausschreitungen begleitet. Nationalistische und orthodoxe Gruppierungen versammelten sich zu Hunderten vor den Aufführungsorten, um die Vorführung zu verhindern. Bei den Protesten wurden 27 Menschen festgenommen. Der Film konnte dennoch gezeigt werden.

Shooting Star

Die Idee für den Film hatte Akin 2013, als er die Nachrichten über die gewaltsame Niederschlagung der ersten Pride Parade in Georgien las. Seinen Hauptdarsteller Levan Gelbahakiani entdeckte er auf Instagram. Trotz mehrmaligen Versuchen sagte ihm der auf zeitgenössischen Tanz spezialisierte Gelbahakiani immer wieder ab, da er Angst vor den Reaktionen gegenüber so einem heiklen Thema hatte. Schließlich traf er die Entscheidung doch mitmachen zu wollen und brilliert in seiner Rolle des Merab. Sein Gesicht hat eine unglaubliche Ausdruckskraft und er schafft es eine breite Palette an Emotionen glaubhaft rüberzubringen. Er wurde für seine Leistung mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und wurde sogar für den europäischen Filmpreis als bester Darsteller nominiert.

"Als wir tanzten“ ist ein berührender Film über einen Außenseiter, der sich nicht mehr verstecken, sondern selbstbewusst durch die Welt gehen will.

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