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Filmkritik

„Birds of Passage“: Ein Land versinkt im Drogensumpf

Das kolumbianische Regieduo zeigt den erschreckenden Verfall der gesellschaftlichen Werte durch den Drogenhandel.

von Oezguer Anil

04/02/2019, 12:00 PM

Kolumbien 1968. Rapayet (José Acosta) verliebt sich in ein Mädchen vom indigenen Stamm der Wayuu und muss 30 Ziegen, 15 Kühe und seltene Halsketten besorgen, um sie zu seiner Frau zu nehmen. Als im Dorf einige Amerikaner auftauchen und nach Marihuana fragen, wird Rapayet zu ihrem Lieferanten. Die Drogenlieferungen entwickeln sich zu einem so guten Geschäft, dass Rapayet auch nach der Eheschließung nicht ans Aufhören denkt. Das Drogengeschäft wird immer größer und es entstehen gewaltsame Konflikte zwischen den rivalisierenden Banden. 

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Birds of Passage“ erzählt die schon vielfach im Hollywood-Kino ausgeschlachtete Geschichte von Drogengeschäften zwischen den USA und Südamerika. Diesmal stehen jedoch die Kolumbianer und ihre gesellschaftlichen Konflikte im Mittelpunkt. Der Handel mit Marihuana hebelt die moralischen Werte der indigenen Bevölkerung aus und verhilft einigen wenigen Clanoberhäuptern zu großem Reichtum. In sechs Kapiteln wird die zerstörerische Kehrseite des Kapitalismus und dessen Einfluss auf Kolumbien aufgerollt.

Neue Perspektive

Ciro Guerra und Christina Gallego erhielten für ihre letzte Zusammenarbeit beim historischen Film „Der Schmane und die Schlange“ eine Oscar-Nominierung und schafften es dieses Jahr mit ihrem neuen Werk in die engere Auswahl. Das Regieduo schafft es gekonnt mit Genrekonventionen zu spielen und einen frischen Wind in den von Hollywood perfektionierten Gangsterfilm zu bringen. Man scheint die Geschichte von „Birds of Passage“ schon ein dutzend Mal gesehen zu haben aber den Filmemachern gelingt es fast in jeder Szene mit überraschenden Wendungen neue erzählerische Wege zu gehen.

Marodes System

Trotz der klar verorteten Geschichte behandeln Guerro und Gallego universelle Themen. Ihre Kapitalismuskritik steckt nicht nur in den Dialogen sondern ist die Basis für die gesamte Handlung. Die einzelnen Kapitel bieten viel Raum für Interpretation und können durch ihre mystische Erzählstruktur als eine Art Metapher für die Entwicklung der Menschheit gelesen werden. Immer wieder kippen die Filmemacher formal in den Surrealismus und bieten dadurch ihren Figuren und dem Publikum eine visuell atemberaubende Kulisse für ihre Katharsis.

Frischer Wind für Hollywood

Obwohl das Regieduo die Gewalt ihrer Protagonisten nicht glorifizieren wollte, ist ihnen das nur stellenweise gelungen. Die Tatsache, dass ständig mit Waffen und Drogen hantiert wird, führt unweigerlich zu einer Ästhetisierung der Kriminellen. Guerra und Gallego haben nun zum zweiten Mal ihr Talent für künstlerisch anspruchsvolle und kommerziell erfolgreiche Filme bewiesen und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die beiden sich einer US-Produktion widmen.

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