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© Warner Bros.

Filmkritiken

"Das Ritual" auf Netflix: Anthony Hopkins vom Teufel geholt

In diesem Exorzismus-Film betätigt sich Anthony Hopkins als Teufels-Austreiber und wird selber von ihm geholt.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

10/08/2021, 05:10 AM

Was zu Beginn noch auf eine kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Exorzismus hinauslaufen könnte, entwickelt sich unter Regisseur Mikael Håfströms Hand immer mehr zu einer Werbesendung über Teufelsaustreibung.

Anders ausgedrückt: wir erleben den ganz normale katholische Horror nach angeblich wahren Vorfällen, basierend auf dem Bericht des amerikanischen Journalisten Matt Baglio, der drei Jahre lang schwer beeindruckt das Wirken eines Exorzisten beobachtete.  

Mit der Wahrheit ist es aber dann doch nicht so weit her, denn wir befinden uns in einer Region der Wunder und Legenden und des Fanatismus.

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An vorderster Exorzismus-Front

Ein junger Mann (Colin O’Donoghue), der sich aus einem unerfreulichen Elternhaus in den Schoß der Kirche geflüchtet hat und den nun Glaubenszweifel plagen, wird aus Amerika nach Rom geschickt, wo ein Vertreter des Vatikans in einem hypermodernen Hörsaal Vorlesungen über dämonische Besessenheit hält. Weil er auch dort skeptisch auftritt, vermittelt man ihm ein Treffen an vorderster Exorzismus-Front und er darf dem alten Pater Lucas (Anthony Hopkins) bei der Arbeit zusehen.  

Ein 16jähriges Mädchen, das vom eigenen Vater geschwängert wurde, ist sein bevorzugtes Austreibungsobjekt: Es spricht mit veränderter Stimme, krümmt sich in den seltsamsten Verrenkungen, führt gotteslästerliche Reden und würgt lange Eisennägel hoch (vermutlich dieselbe Marke, mit der Christus einst ans Kreuz geschlagen wurde).

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Religiöser Hokuspokus

Der alte Gottesmann setzt solchem Treiben seinen eigenen religiösen Hokuspokus entgegen, denn statt Kaninchen aus dem Zylinder zu zaubern, entnimmt er als geschickter Taschenspieler z.B. dem Kopfpolster eines nächtlich vom Teufel heimgesuchten Kindes einen kleinen Frosch, den er für Satan erklärt und sofort verbrennt. Weil der junge  Kollege noch immer zweifelt, macht sich der böse Feind höchstpersönlich die Freude, in den alten Exorzisten zu fahren, wodurch sein Schüler endlich den rechten Glauben an Gott gewinnt. Halleluja, es ist erreicht! Håfström entlässt uns mit der treuherzigen Information, wie es den beiden Hauptfiguren im Dienst des Glaubens weiterhin ergangen ist.

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Verortung im Heute

Zwischendurch erhalten wir dank einer Fernsehmeldung sogar die Möglichkeit zu einer ziemlich genauen Datierung des Geschehens, da gerade über die Aschewolke nach Ausbruch des isländischen Vulkans im März 2010 berichtet wird. Solche Verortungen im Heute sind auch bitter nötig, weil  man sonst – den Bilden des modernen Roms zum Trotz – an eine Rückfall in die Inquisitionszeit  glauben würde. 

 

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Den Teufel im Leib

Welcher Teufel hat Hopkins bloß geritten, diese Rolle anzunehmen? Vielleicht wollte er seiner Galerie an bösen Charakteren (von Hitler bis Hannibal) noch einen richtigen Satansbraten hinzufügen.  Max von Sydow erledigte einst in "Der Exorzist" seine ähnliche Aufgabe als austreibende Kraft erheblich stilvoller, aber dem rückte der Teufel auch nicht inwendig zu Leibe. Ein mit Gesichtsprothesen auf besessen zurechtgemachter Hopkins hingegen zeigt erst auf seine alten Tage, was wirklich in ihm steckt.  Die Szenen, als das Böse  auf Untermiete in seinem Körper wohnt,  gehören natürlich zu den besten und haben eindeutig hohen Unterhaltungswert.  Doch zusehends von der seelischen Belastung geschwächt, zählt Hopkins zuletzt nur noch darauf, dass ihm ein möglichst geistesabwesendes Vor-sich-Hinstarren eine Aura des Geheimnisvollen verleiht.

Wenn er schon sonst nicht preiswürdig ist, hat der Film zumindest einen Spezialpreis für die deprimierendste Innenausstattung verdient. Alle Wohnräume sind in niederdrückenden Brauntönen gehalten und in diffuses Dämmerlicht getaucht; wohl um zu unterstreichen, wie ernst es in dieser exorzierenden Profession zugeht.

Dadurch werde ich zu schwarzseherischen 2 Punkten auf meiner 5-stelligen Filmbesessenheits-Skala demotiviert.

"Das Ritual" ist derzeit auf Netflix  verfügbar.

"The Rite" beruht auf wahren Begebenheiten: Der skeptische Seminarist Michael Kovak nimmt widerstrebend an einer Exorzistenausbildung im Vatikan teil. In Rom lernt er den unorthodoxen Geistlichen Pater Lucas (Anthony Hopkins) kennen, der ihn in die finsteren Aspekte seines Glaubens einführt.

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