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Filmkritik

„Die Schneiderin der Träume“: Liebesdrama im Kastensystem

Mit ihrem zweiten Spielfilm erhielt die indische Regisseurin Rohena Gera eine Einladung zu den Filmfestspielen von Cannes.

von Oezguer Anil

01/10/2019, 09:44 AM

Die junge Witwe Ratna (Tillotama Shome) arbeitet als Haushälterin für Ashwin (Vivek Gomber), einem Kosmopoliten aus gutem Haus. Seitdem ihn seine Geliebte kurz vor der Hochzeit betrogen hat, verlässt er kaum noch die Wohnung. Seine Freunde versuchen ihn aufzumuntern und zerren ihn von einer Feier auf die nächste, doch eine neue Beziehung interessiert den Mittzwanziger genauso wenig wie die Führungsposition im Bauunternehmen seines Vaters. Während Ashwin in Selbstmitleid versinkt, versucht Ratna sich und ihrer Familie am Land eine Zukunft aufzubauen. Ihr Gehalt schickt sie ihrer Schwester, damit diese eines Tages studieren kann. Nach der Arbeit bei Ashwin besucht sie abends Nähkurse, um ihren Traum, Modedesignerin zu werden, näherzukommen. Obwohl das Leben der beiden so unterschiedlich ist, scheint sich dennoch eine gemeinsame Zukunft für sie zu entwickeln.

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„Die Schneiderin der Träume“ ist ein überraschender Film. Das indische Kino kennt man hauptsächlich durch Bollywood und seinen aufwendigen Tanzeinlagen. Auch der Trailer zu dieser indischen Produktion lässt vermuten, dass es sich hier um einen flachen Unterhaltungsfilm ohne Tiefgang handelt. Doch der Eindruck täuscht. Spätestens nach den ersten fünf Minuten weiß man, dass hier der Fokus nicht auf schrillen Farben und aufwendigen Kostümen liegt. Nüchtern begleiten wir Ratna dabei, wie sie das Essen vorbereitet und für Ashwin wie eines seiner technischen Geräte zum Einsatz kommt. Kochen, servieren, abservieren, putzen und schlafen – darauf beschränkt sich ihr Leben. Eine Hölle, die einem eine beängstigende Leichtigkeit vermittelt.

Tabubruch

Das Liebesdrama meidet Klischees und konzentriert sich auf die problematischen Standesunterschiede in der indischen Gesellschaft, ein Thema das im indischen Kino selten so kritisch beleuchtet wird. Regisseurin Rohena Gera verzichtet auf einfache Schuldzuweisungen, sondern zeichnet stattdessen das facettenreiche Bild einer von großen sozialen Unterschieden geprägten Gesellschaft. Schon bei der Besetzung erkennt man die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens. Die weibliche Hauptrolle und Bedienstete Ratna wird nicht von einer jungen attraktiven Darstellerin sondern von Tillotama Shome verkörpert, die sich in ihrer Heimat bereits einen Ruf gemacht hat und nicht dem klassischen Schönheitsideal entspricht.

Facettenreich

Schneiderin der Träume“ zeigt ein differenziertes Bild eines komplexen Problems, das wir in Europa selten zu Gesicht bekommen. Das Liebesdrama ist zwar kein Meisterwerk und stellt auch nicht das Genre auf den Kopf, schafft es aber dennoch, das Publikum mit seinen bescheidenen Mitteln zu überraschen.

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