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Filmkritik

"Exil": Rassismus oder gerechtfertigter Hass?

Der deutsche Psychothriller feierte seine Premiere auf dem Sundance Filmfestival.

von Oezguer Anil

08/18/2020, 02:26 PM

Xhafer (Misel Maticevic) fühlt sich in seiner Firma gemobbt. Der gebürtige Kosovare ist in seiner Arbeit täglich mit zahlreichen Feindseligkeiten konfrontiert, die alle zu klein für einen großen Aufschrei sind. Mal werden ihm keine Sitzungstermine genannt, mal bekommt er keine Testergebnisse zugeschickt und ständig spricht man seinen Namen falsch aus. Als eines Morgens auch noch eine tote Ratte vor seiner Haustür hängt, ist er sich sicher, dass es seine Kollegen auf ihn abgesehen haben. Seine Wut richtet sich vor allem gegen Urs (Rainer Bock), ein kleinlicher Kollege, der keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Xhafer macht.

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Lügen

Auch sein Privatleben gerät langsam aus dem Ruder. Obwohl er selber regelmäßig mit seiner Putzfrau schläft, hegt er den Verdacht, dass seine Frau (Sandra Hüller) ihn betrügen würde. Er ist sich zwar selber nicht ganz klar darüber, wie sich das neben ihrer Doktorarbeit und der Pflege der drei gemeinsamen Kinder ausgehen soll, aber ist sich sicher, dass da was im Busch ist. Als er seiner Frau offenbart, dass er hinter den Gehässigkeiten in der Arbeit einen rassistischen Hintergrund vermutet, weist sie seine Sorgen ab. Sie kennt ihren Mann und weiß, dass er nicht gerade oft vor Liebenswürdigkeit strotzt. Arschlöcher müssten nun mal mit Konsequenzen rechnen.

Verschwörungen

Exil“ ist ein klaustrophobischer Thriller, der einen Schritt für Schritt in die Psyche seiner Hauptfigur lockt. Die scheinbar banalen Konflikte bleiben stets in der Schwebe, so dass sich die Spannung immer mehr aufbaut und man die Wut von Xhafer immer besser nachvollziehen kann. Als Zuseher ist man sich selber nie sicher, ob all diese Kränkungen geplant oder zufällig sind. Man versucht die einzelnen Geschehnisse zu einem großen Ganzen zusammenzufügen und sucht immer und überall nach Anhaltspunkten für eine Wahrheit, die noch im Verborgenen zu sein scheint. Diese Gedankenexperimente sind die Saat für unterschiedlichste Verschwörungstheorien, die für eine verzweifelte Seele wie Xhafer natürlich anziehend wirken.

Fremd

Der Thriller versucht seinem Publikum die persönliche Wahrnehmung eines Menschen mit Migrationshintergrund näher zu bringen. Während der Pharmaingenieur versucht, seinen Job so gut wie möglich zu machen, wird er ständig daran erinnert, dass er ein Fremder ist. Diese Konfrontation mit seiner Herkunft findet zu großen Teilen in seinem eigenen Kopf statt und liegt wie ein Filter über seinen sozialen Interaktionen. Schon bald zweifelt man auch als Zuseher an der gezeigten Realität. „Exil“ bietet einen großen Spielraum für Interpretationen, die Fragen über das Erzählen an sich aufwerfen. Die inhaltliche Komplexität wird dabei visuell durch lange Steadycamfahrten untermauert. In den endlosen Gängen es Pharamkonzerns verschmelzen Zeit und Raum zu austauschbaren Komponenten, die in Xhafers Universum keine Macht mehr zu haben scheinen.

Minimalistisch

Trotz vieler starker Momente bleibt die Handlung jedoch redundant. Die gleichen Konflikte werden immer wieder aufgekocht und nur mit einer anderen Intensität angerichtet. Die Frustration der Hauptfigur schwappt auf den Zuseher über und droht das Kinoerlebnis an sich zu einem frustrierenden zu machen.

Die Chronik einer schleichend wachsenden, aber womöglich imaginären Bedrohung.

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