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Filmkritik

"Gelobt sei Gott": Teuflischer Missbrauchsskandal in Frankreich

Das Drama rund um einen Kirchenskandal in Lyon erhielt auf der Berlinale den großen Preis der Jury.

von Oezguer Anil

10/14/2019, 09:28 AM

30 Jahre nach seinem sexuellen Missbrauch durch einen katholischen Pfarrer bricht Alexandre (Melvil Poupaud) sein Schweigen. Der fünffache Familienvater kontaktiert die geistlichen Würdenträger in seiner Heimatstadt Lyon und möchte die Absetzung seines Peinigers Bernard Preynat (Bernard Verley) erwirken. Nach anfänglicher Kooperation merkt Alexandre, dass die Anteilnahme der Kirche nicht mehr als nur Lippenbekenntnisse sind. Dem pädophilen Priester wird der Kontakt zu Kindern noch immer nicht verwehrt. Dadurch, dass sein Fall juristisch bereits verjährt ist, sucht Alexandre nach weiteren Opfern von Preynat.

Wahre Begebenheit

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Das französische Drama befasst sich mit einem brisanten Thema, doch anstatt einen großen Kriminalfilm aus den tragischen Ereignissen zu spannen, konzentriert sich „Gelobt sei Gott“ auf die persönlichen Schicksale der Protagonisten. Die Handlung basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte der Gründungsmitglieder der Plattform „Das gebrochene Schweigen“, ein Verein, der für die Rechte der Opfer von sexuellem Missbrauch durch die Kirche kämpft.

Textlastig

Die von 2014 bis 2016 stattfindenden Ereignisse werden wie eine Art Protokoll auf der Leinwand abgespielt. Da der Großteil der Kommunikation der Figuren über E-Mails, Briefe und Telefonate stattfand, werden diese auch genauso wiedergegeben. Die Texte werden von den jeweiligen Figuren vorgelesen und parallel dazu sieht man sie ihre Alltagsrituale vollziehen. Dieser Erzählstil verschafft einem einen guten Überblick über die komplexe Handlung aber spätestens nach einer Stunde hat man sich an dieser Erzähltechnik sattgesehen. Die Geschichte beginnt rasant und kommt ohne Umschweife direkt auf den Punkt, aber kann diesen Schwung nicht in der gesamten Laufzeit von 137 Minuten beibehalten.

Unvoreingenommen

Regisseur Francois Ozon geht zwar kritisch mit der katholischen Kirche ins Gericht, verzichtet aber glücklicherweise auf platte Schuldzuweisungen. Es geht ihm nicht darum die Geistlichen zu verteufeln sondern einen konstruktiven Diskurs anzustoßen, der den Kirchenoberhäuptern ihre Verantwortung bewusst machen soll. In keiner Sekunde biedert sich der Filmemacher der katholischen Kirche an, aber nähert sich dem Thema mit großem Respekt.

Langatmig

Francois Ozon erhielt auf der Berlinale den Preis der Jury und konnte in Frankreich die eine Millionen-Zuseher-Marke knacken. „Gelobt sei Gott“ ist zwar kein besonders spannender Film, schafft es aber auch ohne einer klassischen Erzählstruktur, ein besonderes Kinoerlebnis zu kreieren.

Gelobt sei Gott

— Grâce à Dieu

François Ozon erzählt die Geschichte dreier Männer, die alle in ihrer Kindheit von einem Priester sexuell missbraucht wurden.

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