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Filmkritik

"Hellboy – Call of Darkness": Der Superheld aus der Hölle ist zurück

Anders, aber gut: Der britische Regisseur Neil Marshall bringt Fantasy-Abenteuer, Horror-Komödie und Superhelden-Action gekonnt unter einen trashigen Hut.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

04/11/2019, 06:26 AM

Hellboy hat es schwer. Im Film ebenso wie als Film. Denn für das Kinopublikum ist "Big Red", der Superheld aus der Hölle, sehr mit den Namen Guillermo del Toro und Ron Perlman verknüpft. Bei Perlman ist es nur allzu verständlich, weil er tatsächlich eine ideale Besetzung für die Figur darstellt. Aber gleich vorweg: David Harbour macht sich als neuer Hellboy auch verdammt gut! Sein Hellboy ist düsterer und weniger Superhelden-haft, aber mit seinem schnippischen Sarkasmus trotzdem witzig. Zugegeben, bei Perlman wirkt die Maske weniger als Maske. Aber man kann nicht alles haben.

Weniger verständlich ist hingegen der Fan-Fetisch für die Kinoversion von "Hellboy", die Regisseur Guillermo del Toro geschaffen hat. Denn sogar der Comic-Zeichner und Autor Mike Mignola, seines Zeichens "Hellboy"-Schöpfer, hat gesagt, dass die beiden Filme von del Toro wesentlich von den Comics abweichen. Der Reboot von Regisseur Neil Marshall bezieht sich viel stärker auf die Comic-Vorlage, im Wesentlichen wird auch eine Geschichte aus den Comics verfilmt. Auch die Tonalität geht mehr in Richtung Monster- und Sagengeschichten, wenngleich die Superhelden-Aspekte nicht gänzlich abhandenkommen. Die Frage ist, ob man "weniger Superheld – mehr Horror-Trash" gut findet?

 

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Weniger Superheld, mehr Monster

Meist wirkt es sich sehr positiv auf das Kinoerlebnis aus, wenn man ohne hohe Erwartungen in den Film geht. Das war in diesem Fall nach dem nicht sehr überzeugenden Trailer der Fall. Und natürlich hatten auch wir die beiden "Hellboy"-Filme mit Ron Perlman im Hinterkopf. Doch "Hellboy – Call of Darkness" überrascht sofort mit einem mystischen Einstieg und überzeugt dann mit einem ziemlich guten Pacing der eigentlich sehr geradlinigen Handlung:

Die superböse Hexe "Nimue die "Blood Queen" (von Milla Jovovich ziemlich ausdruckslos gespielt) wurde vor Jahrhunderten von König Artus zerstückelt und ihre Einzelteile in ganz England verteilt. Der etwas dümmliche … ja, was ist er eigentlich? Gruagach ist eine Chimära, ein mythologisches Mischwesen mit Wildschweinkopf. Er hat noch eine Rechnung mit Hellboy offen, ebenso wie die ekelige Hexe Baba Jaga.

Sie hilft ihm dabei die einzelnen Körperteile von Nimue wieder zusammenzufügen. Hellboy, sein Ziehvater Professor Bruttenholm (Ian McShane) und Ben Daimio (Daniel Dae Kim) wollen das natürlich verhindern. Daimio ist übrigens ein Agent des britischen Ablegers der US-Spezialeinheit B.U.A.P. (Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen; im englischen Original: B.P.R.D. – Bureau for Paranormal Research and Defense).

Die Herkunft von Nimue sowie die Hintergrundgeschichten von Hellboy, Alice Monaghan (Sasha Lane) und Ben Daimio werden elegant (durch Flashbacks) in die einfache Story eingebunden. Dadurch wird der Zuseher sofort in den Bann der an sich sehr simplen Handlung gezogen.

 

Morbider Horror-Trash mit schnippischem Humor

Wer von Hellboy einen braven Superheldenfilm erwartet, wird wohl eher den "Hellboy"-Filmen von Guillermo del Toro nachtrauern. Aber für Freunde trashiger Horrorkomödien im Stil von "Ash vs. Evil Dead" (oder im Kino "Armee der Finsternis") ist der neue Hellboy wohl die bessere Wahl. Hellboy ist wie ein großer, roter Ash mit Schwanz und Hörnern. Der Humor ist nicht ganz so chauvinistisch wie bei "Ash vs. Evil Dead", aber genauso makaber und schnippisch. Manchmal entfaltet der neue "Hellboy" echtes Fantasy-Feeling im Stil von "Harry Potter": Gruagach ist eine lustige Figur, fast schon sympathisch, wenn er nicht abgrundtief böse wäre.

Wenn Hellboy drei Riesen den Garaus macht, lässt der "Herr der Ringe" grüßen. Im Hexenhaus von Baba Jaga befinden wir uns in einem finsteren Horrorfilm. Und wenn Hellboy, Alice und Daimio gemeinsam gegen Hexen und Monster antreten, erinnert die Action an Superhelden-Filme.

Der britische Regisseur Neil Marshall meistert es hervorragend, all diese verschiedenen Genre-Elemente unter einen trashigen Hut zu bringen. Lediglich den CGI-Overkill beim Showdown hätte er ein wenig reduzieren können.

"Hellboy – Call of Darkness" ist ein überraschend gut gelungener Trash-Horror-Reboot des dämonischen Superhelden, der sich stärker an der mythologischen Monster- und Sagenwelt der Comic-Vorlage orientiert als am Superhelden-Genre. Anders als die alten "Hellboy"-Filme, aber immer noch gut.

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