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Filmkritik

"Maria Stuart, Königin von Schottland": Gekrönte Frauen in einer Männerwelt

Die bisherige Theaterregisseurin Josie Rourke legt eine beeindruckende neue Deutung des Konflikts der berühmten Königinnen vor.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

01/15/2019, 01:29 PM

Was für ein rasches Leben hat diese Frau bloß geführt: mit 9 Monaten wurde sie schon zur Königin von Schottland gekrönt, mit 18 war sie bereits Witwe und mit 45 hatte sie nach drei Ehen das gewaltsame Ende ihres Daseins erreicht.

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Robbie vs. Ronan

In diesem ersten (Historien)film der Theaterregisseurin Josie Rourke wird einmal mehr die bekannte Geschichte erzählt: im Schottland des 16. Jahrhunderts tragen zwei Herrscherinnen einen Machtkampf aus, der für eine von ihnen tödlich enden wird. Natürlich ist es auch ein Duell zwischen zwei großartigen Schauspielerinnen: einerseits Margot Robbie als Queen Elizabeth I., andererseits sehen wir als Mary jenes irische Mädchen mit dem unaussprechlichen Vornamen. Saoirse Ronan war bereits im Vorjahr in ihrer Rolle als „Lady Bird“ für einen Oscar nominiert und die Chancen stehen gut, dass sie aus diesem opulenten Zeitgemälde, wenn schon nicht mit einer echten Krone, doch zumindest preisgekrönt hervorgeht.

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Männliche Dominanz

Regisseurin Rourke stellt von vornherein klar, dass in diesem Spiel Männer die Regeln diktieren. Die beiden Frauen tragen zwar Kronen, doch eigentlich haben die Männer aus ihrem Gefolge das Sagen, und die Regentinnen werden wie Schachfiguren hin und her geschoben. Alle machtpolitischen Fragen werden von den Hofleuten entschieden, hohe Adelige spinnen Intrigen, und Berater der Königinnen entfachen Bürgerkriege; ein protestantischer Geistlicher wettert in Schottland von der Kanzel über die "Glaubensfeindin" und "Hure" Maria Stuart, um das Volk aufzuhetzen; ein enger Vertrauter wird Opfer einer Verschwörung und vor Marys Augen niedergemetzelt; ja sogar der eigene Bruder fällt ihr in den Rücken und tritt mit einem Heer zum Kampf gegen sie an oder behält ihren kleinen Sohn als Geisel zurück.  

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Pech mit Ehemännern

Während Elizabeth I. das Image der "jungfräulichen Königin" pflegt und nicht daran denkt, jemals zu heiraten oder Nachwuchs in die Welt zu setzten, geht die verwitwete Mary mit einem jungen Schnösel eine zweite Ehe ein, um bald darauf zu erkennen, dass der Mann nur am eigenen Geschlecht Gefallen findet. Doch immerhin überwindet er sich durch die Initiative seiner Frau dazu, einen Thronerben zu zeugen. Selbst das kann den wankelmütigen Schwächling aber nicht retten, denn es gibt eine Partei, der er im Weg steht, wodurch sein Schicksal besiegelt wird. Ein nächster Ehemann lässt nicht lange auf sich warten, und auch dieser hat an Marys Seite kein Glück: sein Ehrgeiz findet sich getäuscht, und die Schottin muss in England Zuflucht suchen.

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Das Treffen der Königinnen

Dann ist es endlich soweit: die beiden gekrönten Frauen treten einander persönlich gegenüber. Dieses Treffen ist meisterhaft inszeniert. In einer unscheinbaren Landhütte, wo gewaschene Laken ausgehängt wurden, umschleichen sich die beiden ungleichen Frauen zunächst vorsichtig taxierend, doch dann teilen sich die weißen Stoffbahnen wie Vorhänge Schicht um Schicht vor ihnen, bis sie von Angesicht zu Angesicht miteinander reden können.

Ihre Auffassungen könnten unterschiedlicher nicht sein: einerseits die lebenshungrige, wagemutige Mary, die allen die Stirn bietet und nie ans Aufgeben denkt, auf der anderen Seite die entsagungsvolle Elizabeth, die sich bemüht, wie ein Mann zu denken, um ihre Macht zu behalten, und hinter einer dicken Schicht aus weißer Schminke immer unnatürlicher und lebloser wirkt.  Dennoch findet die Regisseurin oft Gelegenheiten, die Lebensläufe der beiden miteinander parallel zu setzen.

 

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Hastiges Finale

Nach dem Treffen, auf das der Film als wahren Höhepunkt zusteuert, geht dann alles ganz schnell. Zu rasch sogar, denn immerhin umfasst die Filmhandlung eine Periode von 26 Jahre, doch wir können nicht genau zuordnen, wie viel Zeit denn nun eigentlich vergangen ist, bis Elizabeth ihre Unterschrift auf das Papier mit dem Todesurteil setzt.

Zumindest haben wir jene historisch sicher nicht korrekte Lehre verstanden, die uns Josie Rourke hier beizubringen versucht: Eigentlich hätten diese beide Frauen beste Freundinnen werden können, doch die Männerwelt war dagegen.

4 von 5 maskulinen Dominanzpunkten

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