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© Warner Bros.

Filmkritiken

"Matrix Resurrections" im Kino: Déjà-vu-Effekt als Film

Keanu Reeves erlebt als Neo ein genial verrücktes Action-Feuerwerk, das in Selbstbezüglichkeit schwelgt.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

12/21/2021, 04:00 PM

Ein Mann, der wie John Wick aussieht, geht regelmäßig zum Psychiater, weil er von beunruhigenden Visionen heimgesucht wird. Nachdem er eine rote Pille eingeworfen hat, erwacht er im falschen Film, kann aber zum Glück noch effektvoller als der hundefreundliche Profikiller kämpfen und findet seine alte Liebe wieder. Das wäre die Kurzfassung des vierten Matrix-Teils, aber diese paar Sätze werden der verrückten Fülle, die uns hier erwartet, längst nicht gerecht.


 

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Abweichen von der Wiederholung

Dabei fängt alles so altvertraut an, dass man meint, Lana Wachowski sei nicht mehr Neues eingefallen und sie könne sich nur noch selbst kopieren. Aber auch bestimmten Leinwand-Figuren ist bewusst, dass hier die Handlung wieder auf Anfang gestellt wurde.

Dann beginnt das Geschehen plötzlich vom vertrauten Muster abzuweichen und wir befinden uns mitten in einer verwirrenden Geschichte, bei der zwar bekannte Gestalten – wie etwa Morpheus – auftauchen, die aber oft ganz andere Gesichter tragen, weil in der Matrix einfach alles möglich ist. Auch für Neos und Trinitys Wiederauferstehung von den Toten findet sich schließlich eine halbwegs logische Erklärung.

Immer wieder werden zudem Schnipsel aus der Trilogie eingespielt und ein dichtes Verweisungs-Netz legt sich über den ganzen Film. Daher wäre es keine gute Idee, zu glauben, "Matrix Resurrections" auch als eigenständiges Werk genießen zu können, ohne die früheren Teile zu kennen – denn so würde man sich hoffnungslos in der Matrix verlieren.

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Selbstbezüglichkeit

Bald wird zudem eines überdeutlich: Wir müssen uns hier auf eine Orgie der Selbstbezüglichkeit einstellen. Beispiel gefällig? Aber gerne: Neo ist nun in seiner Fake-Form Thomas Anderson ein gefeierter Videospiel-Entwickler, der einst mit seiner Spiel-Reihe namens "Matrix" einen Mega-Hit gelandet hat.

Jetzt teilt ihm sein aalglatter Geschäftspartner Smith (Jonathan Goff) mit, dass Warner Bros. wieder das große Geld scheffeln möchte und den Auftrag für ein Sequel zur "Matrix"-Game-Trilogie erteilt hat. Sobald das bekannt ist, beginnen Thomas KollegInnen sofort ein Brainstorming, in dem sie aufzählen, wie man "Matrix" eigentlich interpretieren kann.

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Neo-Logie

Zwischendurch erfahren wir, dass es sogar eine eigene Wissenschaft namens Neo-Logie gibt, die von den VerehrerInnen dieser Figur begründet wurde. Das neue Werk wird diesen Forschungs-Zweig jedenfalls um viele weitere Theorien bereichern.

Zuletzt wird man sich fragen: Was haben wir da eigentlich gesehen? Ist es der ultimative Action-Film, eine Liebesgeschichte, die alle Grenzen sprengt, oder ein postmodernes Puzzle? Die ausufernden Kampf-Szenen überschreiten zugleich Genre-Grenzen, denn als zum Finale schließlich eine ganze Großstadt-Bevölkerung gegen Neo und Trinity antritt, befinden wir uns eigentlich mitten in einem Zombiefilm.

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Erfolgsrezept

Das Drehbuch ist dermaßen abgedreht, dass es durchaus vom genialen Charlie Kaufman stammen könnte. Tatsächlich würde "Matrix Resurrections" auch als eine bis zum Exzess aufgemotzte Blockbuster-Variante von "Vergiss mein nicht" durchgehen können.

Mag die Handlung noch so unglaubwürdig sein – Hauptsache unsere Emotionen werden angesprochen. Das ist ein Erfolgsrezept für diese Art von Werken, wie uns eine der so selbst-bewussten Film-Figuren anvertraut.

Als beruhigender Schluss-Gedanke sei noch vermerkt: Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss sind gleichermaßen gut gealtert und können auch jenseits der 50 ein solches Riesen-Spektakel locker stemmen.

4 von 5 vertikalen grünen Zahlen-Ketten.

"Matrix Resurrections" ist ab 23. Dezember in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!

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