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Filmkritik

"Robin Hood": Zwei Stunden geklaut und nichts gegeben

Bei dieser desaströsen Adaption wäre das Geld für das Kinoticket besser für eine Spende für wohltätige Zwecke angelegt.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

01/07/2019, 10:00 AM

Er stiehlt von den Reichen und gibt es den Armen. Robin Hood ist eine Legende. Auch im Kino, spätestens seit Errol Flynn im Jahr 1938 in "Robin Hood, König der Vagabunden" in die Rolle schlüpfte. Alle paar Jahre kommt irgendwer auf die glorreiche Idee, dieser Ikone des Widerstandes gegen Ausbeutung durch korrupte Eliten einen zeitgemäßen Anstrich zu verpassen. Das geht selten gut. Aber das möchtegern-coole, krampfhaft durchgestylte Debakel, das der Regisseur Otto Bathurst und sein Drehbuchautor Ben Chandler hier abliefern, lässt alle Vorgänger erstrahlen. Plötzlich findet man Russell Crowe in der Rolle (2010) nicht mehr ganz so lahm und Kevin Costner in "König der Diebe" (1991) ziemlich cool. Sogar Mel Brooks' Parodie "Robin Hood – Helden in Strumpfhosen" (1993) wirkt auf einmal wie eine intelligente Adaption des klassischen Helden.

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Es ist fraglich, ob die Misere den Machern dieses schon jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit schlechtesten Films des Jahres 2019 klar ist. Wohl eher nicht. Eher ist anzunehmen, dass sie den Film tatsächlich für zeitgemäß halten, für ein stylisches Remake im Superhelden-Stil. Der Film beginnt mit den Worten: "Wir könnten euch mit Geschichte langweilen, aber ihr würdet nicht zuhören." Offenbar meinen Bathurst und Chandler, das Publikum mit einem idiotischen Setting zu gewinnen. Alles was wir bisher über die Geschichte (von Robin Hood, aber wohl auch im historischen Sinne) wissen, sollen wir vergessen. Das hier ist keine "Gute-Nacht-Geschichte", so die verzweifelt um Verwegenheit und Aufmerksamkeit haschende Einleitung. Und dann geht das Desaster los.

Taron Egerton, noch vor kurzem glaubhaft in der Rolle des britischen Underdogs in "Kingsman: The Secret Service", kann hier nicht eine Sekunde als der Adelige Robin von Loxley überzeugen. Zu keiner Zeit nimmt man dem Film ab, dass er im Spätmittelalter spielt. Robin läuft bestenfalls wie ein geschniegelter Adeliger aus dem viktorianischen England herum. Der Sheriff von Nottingham, gespielt von Ben Mendelsohn, trägt durchgestylte Designer-Klamotten. Der korrupte Sheriff zieht den über beide Ohren verliebten Robin zum Kriegsdienst ein und trennt ihn so von seiner geliebten Marian (Eve Hewson).

Die Kreuzritter sind durchorganisiert wie eine moderne Armee. Der mittelalterliche Kreuzzug ist ein Häuserkampf wie man es aus dem Irakkrieg kennt. Arabische Scharfschützen mit Pfeil-Maschinengewehren kesseln die wenig christlichen Elitesoldaten ein. Im Krieg im Nahen Osten wird auch "Little John" (Jamie Foxx), ein arabischer Kämpfer, gefangen genommen. Nach vier Jahren wieder zuhause in England macht der kampferfahrene Robin auf Batman: Am Tage spielt er den angepassten Playboy, nächtens ist er als "The Hood" im Einsatz. "Little John" ist sein "Alfred". Da Robin als tot galt, hat Marian inzwischen einen anderen Lover. Mit dem klischeehaften "Arbeiterführer" buhlt Robin dann auch noch um Marians Gunst, während er nebenbei die Reichen bestiehlt.

Diese unnötige "Robin Hood"-Adaption wäre auch dann noch grottenschlecht, wenn das Szenario (ähnlich wie bei "Romeo + Julia" von Baz Luhrmann) in der Gegenwart angesiedelt wäre. Die Geschichte würde dann nicht ganz so lächerlich wirken, wäre aber immer noch ziemlich dünn. Das Geld für das Kinoticket ist bei diesem Kino-Abenteuer im Sinne des klassischen Vorbildes besser für eine Spende für wohltätige Zwecke angelegt. Oder schlicht für einen anderen Film.

 

Die altbekannte Geschichte in neuem Gewande: diesmal schlüpft Taron Egerton in die Kleider des Rächers der Armen.

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