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Filmkritik

„Shoplifters“: Diebesbande mit Herz für Kinder

Der japanische Regisseur wurde für sein Sozialdrama in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.

von Oezguer Anil

12/26/2018, 07:37 AM

In seinem neusten Werk erzählt der vielfach preisgekrönte japanische Regisseur Hirokazu Koreeda von einer kleinkriminellen Familie in der Nähe von Tokio. Den Kindern wird bei den familiären Diebestouren schon von klein auf das Stehlen beigebracht. Eines Nachts entdecken Vater und Sohn auf ihrem Nachhauseweg die sechsjährige Yuri alleine auf einem Balkon. Sie nehmen das verwahrloste Mädchen mit zu sich nachhause und geben ihm etwas von ihrer ehrlich erworbenen Mahlzeit. Die fürsorgliche Familie bringt es nicht über das Herz, Yuri zurück in ihr zerrüttetes Elternhaus zu bringen und nimmt sie bei sich auf. Trotz Armut und Kriminalität bietet ihr die neue Familie ein geborgenes Zuhause und Zusammenhalt, von dem andere Kinder nur träumen können. Als nach zwei Monaten eine Vermisstenanzeige bei der Polizei eingelangt, setzt die Familienbande alles daran, um unerkannt zu bleiben.

Herz gegen Hirn

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Wie in seinen letzten Werken stellt Koreeda auch hier wieder die Frage nach der Bemessungsgrundlage für eine Familie. Wem steht die Mutterrolle zu? Der Person, die das Kind geboren hat oder derjenigen, die sich darum kümmert? Mit dieser Frage beschäftigt sich Koreeda schon seit Beginn seiner Karriere, aber diesmal wird seine Erzählung durch die vielen Charaktere facettenreicher. Er weitet die Frage von Eltern-Kind Beziehungen auf die gesamte Familie aus und versucht intime Verbindungen abseits von biologischen Faktoren herzustellen. Dabei setzt er seine Figuren stets im Kontext zu der Gesellschaft in der sie leben und verwehrt sich einem Kammerspiel, das sich bei einem derart intimen Thema angeboten hätte.

Warme Bilder, kalte Gesellschaft

Mit gewohnter Wärme blickt der japanische Filmemacher auf seine Protagonisten. Die Kamera bleibt nah an den Gesichtern der Figuren dran und ist dabei stets auf zwischenmenschliche Interaktionen fokussiert. Gedreht wurde nicht digital sondern auf 35mm Film, was den Bildern ein märchenhaftes Ambiente verleiht. Die japanische Produktion hat zwar einen zähen Beginn, aber nimmt mit der Zeit immer mehr Fahrt auf. Geduldige Zuseher werden hier belohnt.

Vergoldet

Shoplifters“ wurde mit der Goldenen Palme in Cannes, dem wichtigsten Preis der Filmbranche, ausgezeichnet und steht in der engeren Auswahl für eine Oscar-Nominierung in der Kategorie bester fremdsprachiger Film. In Hollywood sind  jedoch Cuarons „Roma“ und Pawlikowskis „Cold War“ hoch im Kurs, weshalb ein Oscar für Koreeda eher unwahrscheinlich ist.

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