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Filmkritik

"Weißer, weißer Tag" - Wütender Witwer auf Rachefeldzug

Das isländische Drama feierte seine Weltpremiere in einer Nebensektion der Filmfestspiele von Cannes.

von Oezguer Anil

02/17/2020, 12:45 PM

Nach dem tödlichen Autounfall seiner Frau versucht Ingimundur (Ingvar Siggurdsson) zurück in den Alltag zu finden. Er lässt sich als Polizist beurlauben und widmet sich der Renovierung einer heruntergekommenen Hütte im Nirgendwo. Gestützt durch die bedingungslose Liebe seiner achtjährigen Enkelin Salka scheinen sich die Nebelschwaden in Ingimundurs Leben zu lichten. Als er die persönlichen Gegenstände seiner Frau verstauen will, macht er eine Entdeckung, die sein ganzes Leben in ein neues Licht rückt. Sie scheint eine Affäre mit einem Mann aus seinem Fußballverein gehabt zu haben. Der mürrische Witwer beginnt Nachforschungen anzustellen und ist bereit, bis aufs Äußerste zu gehen, um die Wahrheit über das Doppelleben seiner Frau zu erfahren.

Kleine Momente ganz groß

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Weißer, weißer Tag“ ist eine intime Charakterstudie, die sich mit dem Konvolut an Gefühlen nach dem Tod eines geliebten Menschen befasst. Die anfängliche Trauer über den Verlust, weicht dem Hass über den Verrat. In einem gediegenen Erzähltempo befasst sich Hlynur Palmason mit der Komplexität der Ehe und der Frage nach den Grenzen der Liebe. Der Filmemacher misst dabei kleinen Momenten die gleiche Bedeutung bei, wie den großen. Ein Stein, der einen Hang herunterrollt, wird hier mit der gleichen Aufmerksamkeit beobachtet, wie ein Witwer bei einem Gespräch mit seinem Therapeuten. Diese gleichwertige Behandlung von Mensch und Umwelt kreiert einerseits ein Drama, das mehr auf die sinnlichen Empfindungen des Publikums abzielt aber andererseits auch einen Erzählrhythmus, der für viele Zuseher gewöhnungsbedürftig ist.

Arthaus Klischee

Der isländische Regisseur beweist in einigen Sequenzen sein einzigartiges Gespür für die Inszenierung von Orten, aber beschränkt sich schließlich auf eine Erzählstruktur, die im zeitgenössischen Arthauskino zum Industriestandard geworden ist. Ein langsam erzähltes Drama, das im letzten Viertel die großen Geschütze auffährt, um den Zuseher zu schocken – das haben schon viele andere beeindruckender und radikaler als Palmason gemacht.

Fantastischer Hauptdarsteller

Der 36jährige Filmemacher schrieb die Hauptrolle für den isländischen Star Ingvar Siggurdsson, mit dem er bereits für seinen Abschlussfilm auf der Filmhochschule zusammenarbeitete. Siggurdsson besticht in jeder einzelnen Szene des Dramas. Neben einer emotionalen war die Rolle vor allem auch eine physische Herausforderung. Der 56jährige musste Actionsequenzen  in langen Einstellungen drehen,  in denen durch die Weite der Aufnahmen, jede unglaubwürdige Bewegung sofort bemerkbar war, dennoch zweifelt man keine Sekunde an der Glaubwürdigkeit seines Charakters. Kein Wunder, dass er für seine Leistung bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.

Starker Anfang, starkes Ende

Weißer, weißer Tag“  hat einige berührende Momente zu bieten, aber bleibt in seinem Zugang zu verkopft, um große Emotionen beim Publikum zu wecken. Von einem soliden Anfang und einem starken Ende gerahmt, hat die Geschichte des wütenden Witwers leider große Durchhänger, die jedoch durch die formale Eleganz nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.

Weißer, weißer Tag

— Hvítur, Hvítur Dagur

Ein ehemaliger Polizist verdächtigt einen Mann, ein Affäre mit seiner verstorbenen Frau gehabt zu haben.

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