Filmkritiken

FREUD-, LEID- + HUMORVOLLER PSYCHOTRIP

von

Franco Schedl
Franco Schedl

05/13/2014, 10:00 PM

Der Eine, Curt Ledig, ist ein gefeierter Psychologe mit altersbedingten Aussetzern, wackeligen Beinen, tickhaftem Blinzeln und einer offensichtlich ziemlich anrüchigen braunen Vergangenheit. Der Andere, Nick Gutlicht, stellt eine eigentümliche Mischung aus „Kanal- + Leseratte“ dar – so wird er zumindest von einer befreundeten Antiquarin charakterisiert – und reißt sich bei jeder Gelegenheit wertvolle Bücher unter den Nagel, von deren Erlös er sich über Wasser hält.

Georg Friedrich spielt somit wieder einen seiner üblichen Stizzis, ist als buchversessener Hallodri aber diesmal zugleich ungewohnt intellektuell. Der etwas taperige Psychologe hingegen wird von André Willms verkörpert, den v.a. Kaurismäki-Freunde noch als Hauptdarsteller aus „Le Havre“ in Erinnerung haben. Beide zusammen ergeben das wohl ungewöhnlichste Chaoten-Gespann seit Laurel & Hardy.

Zufällig leben die Zwei für einige Zeit unter demselben Dach, wodurch sich eine eigentümliche Zweckgemeinschaft anbahnt, bei der jeder vom andern lernen könnte - d.h. falls sie die irrwitzigen Abenteuer, in die sie verwickelt werden, unbeschadet überstehen. Der eigensinnige Alte erkennt im unangepassten Jungen bald ein überaus lohnendes Studienobjekt und beginnt mit einer schnellen Analyse (seiner ersten seit rund 50 Jahren), die beim widerwilligen Psycho-Opfer unerfreuliche Nachwirkungen hervorruft. Im Gegenzug wird der Psychologe vom Bücherdieb mit dessen Geldproblemen konfrontiert und macht die Bekanntschaft von ziemlich ungehobelten Burschen, die im Dienst einer gefährlichen Hehlerin mit dem beziehungsreichen Spitznamen „Mutter“ ( Maria Hofstätter) stehen.

Benjamin Heisenberg inszeniert seine eigenwillige erste Komödie mit relativ unterschiedlichen Stilmitteln und einem Humor, der sich vielleicht nicht jedem sofort erschließt und manche ziemlich ratlos zurücklassen dürfte: mal herrscht die Groteske, mal der Slapstick vor; Wortwitze fehlen ebenso wenig, wie etwas körperbetontere Gags. Sobald man genau zu wissen glaubt, worauf die Handlung hinauslaufen wird, ist uns der Film immer einen Schritt voraus und überrascht - abseits der ausgetretenen Komödienpfade - mit unvorhersehbaren Wendungen. Und dann gibt es auch noch ein paar irritierende Symbole, die sich leitmotivisch durchs ganze Werk ziehen. Niemand von uns wird es wohl fertig bringen, nicht darüber nachzugrübeln, welche Botschaft sich hinter den immer wiederkehrenden Heißluftballons verbirgt. Vielleicht brauchen wir aber auch erst eine intensive Analyse, um dahinter zu kommen. 9 von 10 Therapiestunden werden von uns auf jeden Fall vergeben.

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