Filmkritiken

GEPARDEN ALS SCHMUSEKÄTZCHEN

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

11/27/2013, 11:00 PM

Ein hochkarätiger Regisseur wie Ridley Scott schrieb mit Werken wie „Blade Runner“, „Alien“ oder „Thelma & Louise“ Filmgeschichte. Doch sein aufgeblasener Drogen-Thriller und gelackter Western-Noir „The Counselor“ schafft es diesmal eher in die Fußnoten – trotz All-Star-Ensemble und einem Pulitzer-Preisträger-Autor wie Cormac McCarthy.

Letzterer lieferte der Unterhaltungsindustrie bereits diverse erfolgreiche Filmvorlagen, darunter den mit vier Oscars ausgezeichneten Kassenschlager „No Country for Old Men“. Damals hatten allerdings die Coen-Brüder die Romanvorlage adaptiert (und dafür einen Oscar erhalten), während McCarthy nun sein erstes Original-Drehbuch ablieferte.

Womöglich nicht die beste Idee: Selten hat man Gangster so schwülstig-philosophischen Quatsch daher plappern hören, ehe sie zur kriminellen Tat schritten.

Überhaupt klingt alles so, als hätte Nietzsche höchst persönlich das Drehbuch geschrieben. Allerdings nur für ausgesuchtes Hollywood-Personal, das über menschliche Gier und ihre fatalen Konsequenzen stolpert. Noch die kleinste Nebenrolle ist mit Starnasen besetzt. Bruno Ganz darf als Juwelier in Amsterdam einen Diamanten schätzen und „Carlos“-Darsteller Édgar Ramírez liefert einen Zwei-Minuten-Auftritt als Priester im Beichtstuhl.

Nun wäre Starbesetzung nicht das Problem. Tatsächlich sind Michael Fassbender als slicker Drogenanwalt namens „The Counselor“, Javier Bardem als abgefahrener Dealer mit Igelfrisur und Cameron Diaz als Lady Gaga der Gangster-Szene beste Blickfänge. Sie gehören zu den Superreichen und Superschönen und schlürfen täglich Champagner. Doch Scotts Bilder sind alle derartig auf Hochglanz-Ambiente aufgepimpt, dass alles – Hollywood-Stars und Designer-Gegenstände – nur nach penetrantem Product-Placement riechen.

Immerhin unterfüttert der Regisseur das pompöse Geld-Ambiente der Prachtvillen mit misanthropem Humor und morbider Unheimlichkeit: Wenn der Counselor zur Liebsten (Penélope Cruz) sagt „Ich liebe dich, bis ich sterbe.“ Und sie mit „Ich zuerst“ antwortet, ahnt man, wie’s weitergeht: Der Counselor verstrickt sich in einen Drogendeal an der texanisch-mexikanischen Grenze und ruft die grausame Rache des Kartells auf den Plan.

Ein Motorradfahrer wird enthauptet, sein abgeschnittener Kopf aus dem Helm geschüttelt. Wo gerade noch die Luxusvilla stand, öffnet sich der Müllhaufen. Selbst dem lässigen Brad Pitt, der mit Cowboy-Hut für amüsante Auftritte sorgt, vergeht das Lachen.

Den Vogel an Perversion schießt Cameron Diaz als reiche Drogenbaronin ab. Nicht nur hält sie Geparden als Schmusekätzchen, sondern sie hat auch bizarren Sex mit ... Windschutzscheiben.

Der Mensch, er ist ein Raubtier, so die düstere Moral. Neben ihm nehmen sich selbst die Geparden zahm aus. Cameron Diaz hat das verstanden: Wenn sie am Ende von der „Schönheit des puren Akts des Tötens“ schwafelt und darüber, wie „sexuell“ das sei, kann man das hochgradig hintergründig finden – oder schlichtweg nur albern.

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