Clooney im Römer-Outfit als dümmlicher Star
Clooney im Römer-Outfit als dümmlicher Star

© UPI

Filmkritik

"Hail, Caesar!": Die Zukunft meldet sich im alten Hollywood

Während wir in "Barton Fink" das System ‚Hollywood‘ eigentlich nur von außen zu sehen bekommen haben, führt uns dieser Film ins Zentrum der Traumfabrik.

02/17/2016, 09:18 AM

Die Coen-Brüder erzählen auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte aus Hollywoods großen Tagen, als dessen altes Studiosystem noch völlig intakt war. Zugleich machen sie sich über die damalige Kommunisten-Hatz-Hysterie lustig, indem sie uns hochironisch vor Augen führen, wie gerechtfertigt die Angst vor den Roten im Amerika der frühen 50er Jahre eigentlich gewesen ist - Stalins Schergen sind einfach allgegenwärtig und repräsentieren buchstäblich "Die Zukunft". "Hail, Caesar" ist übrigens auch ein Film, der in viele unterschiedliche Einzelfilme zerfällt, weil es sich die Coens nicht nehmen lassen, ihre eigenen (Kurz)Versionen der damals so angesagten Genres wie Sandalenfilm, Western, Bibelepos, Musical und Kostümdrama zu inszenieren. Das entsprechende Staraufgebot kann sich sehen lassen: Channing Tatum steppt im Matrosenanzug mit seinen maritimen Kumpels durch eine Hafenkneipe; Scarlett Johansson darf sich als Badenixe durch aufwändige Wasserchoreografien bewegen; ein Westernbursche (Alden Ehrenreich) muss sich plötzlich als ernsthafter Dramenheld versuchen und scheitert gleich mal an der korrekten Aussprache ganz banaler Wörter; George Clooney spielt den größten (und dümmsten) Leinwandhelden von allen und steckt die ganze Zeit über im sperrigen Römer-Kostüm; Tilda Swinton absolviert gleich einen Doppelauftritt als klatschsüchtiges Zwillingsschwesternpaar, das an solche Gossip-Größen wie Hedda Hopper oder Louella Parsons erinnert. Zusammengehalten wird der schräge bunte Schwarm durch den Troubleshooter Mannix: das ist ein Studiomann fürs Grobe, den auch noch die verzwicktesten Probleme nicht aus der Ruhe bringen, der aber zugleich unruhig wird, wenn er nicht mindestens einmal täglich in den Beichtstuhl steigen kann. Womit die Coens nach "No Country for Old Men" erneut eine Traumrolle für Josh Brolin zu bieten haben. All das ist so vergnüglich und kurzweilig, dass man ganz überrascht ist, wenn der Film nach 106 Minuten plötzlich endet, weil man das Gefühl hatte, maximal eine Stunde im Kino verbracht zu haben. Diese Liebeserklärung ans alte Hollywood, herzlich und hinterfotzig zugleich, hat sich 8 von 10 Wassernixen im Studioplanschbecken verdient.

franco schedl

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