Filmkritiken

HÖLLENRITT AUF DER GRÖSSTEN SKIBÜHNE DER WELT

von

Peter Temel
Peter Temel

12/24/2014, 11:00 PM

Die Piste gibt nicht nach, dein Körper ist der Schwachpunkt", sagt der Norweger Aksel Lund Svindal über die Kitzbüheler Streif. Er ist einer der fünf Hauptakteure der Doku "Streif – One Hell of a Ride", die den Mythos des Skirennens spektakulär auf die Kinoleinwand bringt. Regie führte Gerald Salmina, der für das Red Bull Media House bereits die wahnwitzige Freeriding-Doku "Mount St. Elias" drehte. Diesmal war neben Servus TV auch der ORF an Bord.

Handlungs-Erzähler sind die beiden ehemaligen Streif-Helden Didier Cuche (Kitz-Rekordsieger) und Daron Rahlves. Letzterer bezeichnete Stephan Eberharters makellose Siegfahrt von 2004 im Film als "One Hell of a Ride" und lieferte somit den Zweittitel für die Streif-Doku.

Zu sehen sind Höllenritte, Triumphe und Stürze aus 75 Jahren Streif. Der Film liefert aber weit mehr als eine chronologische Aneinanderreihung legendärer Momente. Mit 18 Filmteams und Highspeed-Kameras wurden die Hahnenkamm-Abfahrt 2014 und die Vorbereitung darauf aus neuen Blickwinkeln eingefangen. Erzählt wird die Geschichte anhand von fünf Hauptakteuren, den Skifahrern Aksel Lund Svindal, Erik Guay, Max Franz, Juri Danilotschkin und Hannes Reichelt.

Man sieht etwa den weißrussischen Außenseiter Danilotschkin, der mit seiner Mutter im Familien-Van übernachten muss, während der Österreicher Max Franz fast wie in der TV-Werbung mit einer deutschen Sport-Limousine zum Training kurvt. Da werden Kontraste spürbar. Jeder setzt auf seine Weise alles dafür ein, um die gefährlichste Skipiste der Welt erfolgreich zu bewältigen.

Doch viele wurden im Lauf der Jahrzehnte auch abgeworfen. So kommen der Schweizer Daniel Albrecht und der Österreicher Hans Grugger zu Wort, die nach ihren schweren Stürzen Schädel-Hirn-Traumatas davontrugen, und ihre Liebsten erst nach und nach wieder erkannten. Grugger erwischte es 2011 beim Training in der Mausefalle. Leben und Tod, Sinn und Unsinn liegen in Kitz besondes nah bei einander. Auch das zeigt die zweistündige Doku.

Doch bei all den "modernen Gladiatoren", die hier mit der Kamera begleitet wurden (interessanterweise auch Marcel Hirscher, der noch keine Weltcup-Abfahrt auf der Streif gefahren ist): Der eigentliche Hauptdarsteller ist die Strecke mit ihren berühmten Passagen – etwa der Hausbergkante, die dieses Jahr umfahren werden musste. So wird das Unberechenbare im Film zum dramaturgischen Element.

Die Hausbergkante mit der anschließenden Traverse hätte Salmina und seinen Kameraleuten besonders spektakuläre Aufnahmen beschert. Zuerst aber fehlte der Schnee. Er wurde eigens für das Sport- und Society-Spektakel mit Hubschraubern herbeigebracht. Dennoch entschied man sich für die Abzweigung über die Slalompiste, um die 74. Hahnenkamm-Abfahrt zu retten. Dann fiel kurz vor dem Rennen zu viel Schnee, der wieder aus der Piste geräumt werden musste. Der Einsatz des Planungsteams verläuft im Film fast so spannend wie das Rennen selbst.

Auch der Sieg von Hannes Reichelt gab den Filmemachern ein die Dramatik steigerndes Element in die Hand. Im Nachhinein wurde bekannt, dass der Österreicher wegen seines lädierten Rückens aus medizinischer Sicht gar nicht antreten hätte dürfen. Der Körper ist eben der Schwachpunkt, wie Svindal sagt. Oder, wie es einer der Pistenverantwortlichen scherzhaft ausdrückt: Wenn man die Streif in Angriff nimmt, "da muss es dir da oben fehlen". Im Kinosessel kann man sich dafür nun gefahrlos zwei Stunden lang durchschütteln lassen.

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