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Filmkritik

"Holz Erde Fleisch": Die Ähnlichkeit von Film- und Holzarbeit

Sigmund Steiner fragt in seinem essayistischen Dokumentarfilm, was es bedeutet, heutzutage Bauer zu sein.

06/01/2016, 10:49 AM

Was bedeutet es im 21. Jahrhundert, dem Beruf des Bauern nachzugehen? Diese Frage stellt sich Sigmund Steiner, selbst ein Bauernsohn, und sie wird zum Ausgangspunkt seiner essayistischen Dokumentation über heimische Bodenständigkeit.

„Einen Bauern kann man erst dann verstehen, wenn man einmal mit ihm im Wald war oder am Feld oder auf der Alm.“ Diese Überzeugung seines Vaters teilt der Regisseur und so führt er uns exemplarisch drei Landwirte aus verschiedenen Sparten vor. Womit auch der Filmtitel erklärt wäre: der erste Mann ist Forstwirt, der zweite ein Ackerbauer, der dritte Viehzüchter und Grafiker im Zweitberuf. Wie gehen sie mit ihrem Bestand um; welche Erwartungen haben sie von der Zukunft; glauben sie, dass ihre Betriebe überleben können und im Familienbesitz bleiben werden?

Ruhige Landschaftsbilder wechseln ab mit Momentaufnahmen der alltäglichen Arbeit. Das beginnt gleich mit einer für Städter wohl eher verstörenden Szene: nachdem er sich bei ihm mit einem „Ich danke dir“ verabschiedet hat, setzt der Almwirt einem Schaf den Schlachtschussapparat an den Kopf und drückt ab; anschließend schneidet er dem Tier den Hals durch und lässt es ins Herbstlaub ausbluten, während die Hinterbeine zunächst noch reflexartig zucken. Später wird er darüber sprechen, welch große Überwindung es ihn einst gekostet hat, erstmals ein Tier eigenhändig zu töten (und noch dazu ist seine Lebenspartnerin Vegetarierin).

Mit geschulterter Motorsäge streift der Forstwirt durch den Wald. Die Kamera folgt ihm auf seiner Suche nach einem abgestorbenen Baum, der gefällt werden muss. Er betrachtet seinen Baumbestand als lebendige Zinsen und verwaltet ihn als „momentan Zuständiger“, um ihn an seine Erben weiterzugeben.

Der Ackerbauer ist bei der Kartoffelernte zu sehen und zählt stolz mit, wie viele Erdäpfel an einer einzigen Staude hängen. Nach seiner Überzeugung macht einen guten Bauern das Gespür für den Boden aus, was er an seinem Sohn noch nicht erkennt. Dafür ist ihm der Junior aber in technischen Fragen und allem, was die neuen Maschinen betrifft, eine große Hilfe; ob der den elterlichen Betrieb eines Tages jedoch übernehmen wird, scheint eher fraglich.

Der Vater des Regisseurs kommt zwar niemals persönlich ins Bild, ist aber ständig in den eingesprochenen (Erinnerungs)Texten des Sohnes präsent. Eigentlich besteht ja zwischen Filmarbeit und Holzarbeit gar kein so großer Unterschied, heißt es einmal: man muss immer etwas rausschneiden, damit anders Platz zum Wachsen hat. Wenn man sich „Holz Erde Fleisch“ angesehen hat, kommt man zur Überzeugung, dass Steiners Vater indirekt ein guter Lehrmeister gewesen ist.

9 von 10 Gütesiegeln.

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