Filmkritiken

IN DER ALTERS-WG MIT RICHARD GERE

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

04/01/2015, 10:00 PM

Warum hier sterben, wenn man es auch dort tun kann?

Hier, das ist ein überteuertes England. Dort, das ist in Jaipur, Indien, wo das romantische und leistbare Hotel-Altersheim "Best Exotic Marigold" steht. Bereits 2012 checkten sich dort ein paar namhafte Senioren und Seniorinnen wie Judi Dench, Maggie Smith und Bill Nighy ein: Die exquisiten Star-Schauspieler sorgten im Alters-WG-Genre für einen großen kommerziellen Überraschungserfolg.

In der flott konzipierten Fortsetzung, die sich im englischen Original selbstironisch das "Zweitbeste Exotic Marigold Hotel" nennt, erhält das inspirierte Brit-Ensemble Unterstützung aus den USA. Neben den englischen Golden Girls betritt nun auch Silberfuchs Richard Gere indischen Boden und mischt im Liebesreigen mit.

Während es im ersten Teil noch darum ging, in Jaipur einen verbilligten Lebensabend zu verbringen, haben sich die Senioren im zweiten Teil weitgehend konsolidiert. Bankrotteur Douglas (Nighy) macht Tourismus-Führungen ohne einen Tau von Landeskunde; Witwe Evelyn (Dench) bekommt ein Angebot als Stoff-Einkäuferin ("Ich bin 79!" – "Wenn es Sie nicht stört, uns stört es nicht."); und die grantige Muriel (Smith) betreut die Rezeption. Gemeinsam mit dem indischen Hotel-Betreiber Sonny – dem witzig-übersteuerten Dev Patel – sucht sie einen Investor für ein weiteres Seniorenheim-Hotel.

Das wohltemperierte Vergnügen, das sich beim Zusehen einstellt, verdankt sich in erster Linie den exzellenten Schauspielern und ihrer offensichtlichen Spielfreude. Die unverwüstliche Maggie Smith verkörpert ihre maliziöse Alte mit Hingabe ("Glauben Sie bloß nicht, dass ich Ihnen zuhöre oder mich gar für Sie interessiere") und ringt auch noch den größten Sentimentalitäten Würde ab. Judi Dench und Bill Nighy wiederum zögern ihre etwas alberne Liebesgeschichte derartig lang hinaus, dass man schon fürchtet, sie erleben ihr eigenes Happy End nicht mehr; und American Gigolo Richard Gere arbeitet sich wacker durch ein kitschiges Liebesgeständnis.

Ein kleines Problem bereiten die Nebenhandlungen: Deren gibt es viele (Seitensprünge, Hochzeitsanträge, Geschäftsreisen, etc.) und Regisseur John Madden hat alle Hände voll zu tun, sie stringent aneinanderzureihen.

Um nicht ganz im anglo-amerikanischen Liebesgesülze zu versinken, setzt Madden auch verstärkt auf indischen Exotismus und streut lustvoll energetische Bollywood-Tanznummern dazwischen. Spätestens bei einer farbenprächtigen Hochzeit à la "Monsoon Wedding" haben dann alle Töpfe jeden Alters ihre Deckel gefunden. Angesichts der fortgeschrittenen Lebensjahre der Protagonisten meldet sich auch der Tod mit sanft melancholischen Untertönen in die Komödie zurück. Besonders die Maggie-Smith-Figur steht offensichtlich mit einem Bein im Jenseits. Das Glück, es hat einfach ein Ablaufdatum. Doch bis es so weit ist, will sich niemand die Laune verderben lassen – im zweitbesten Exotic Marigold Hotel.

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