Filmkritiken

INNOVATIVER ONLINE-HORROR IN ECHTZEIT

von

Franco Schedl
Franco Schedl

07/14/2015, 10:00 PM

Willkommen im Zeitalter des innovativen Online-Horrors. Bisher hatte eine Sitzung auf Skype die Aufgabe zu erfüllen, räumlich weit voneinander entfernten Teilnehmern ein virtuelles Gespräch zu ermöglichen und dabei die Illusion der persönlichen Anwesenheit hervorzurufen. Was passiert jedoch, wenn sich ein (geisterhafter?) Mörder in diese Gesprächsrunde einklinkt? Dann wird garantiert nicht bloß virtuelles Blut fließen.

Sechs junge Menschen starten eine nächtliche Skype-Sitzung, in der es um ihre ehemalige Mitschülerin Laura geht. Vor genau einem Jahr hat diese junge Frau nämlich Selbstmord begangen und ihre High-School-Kollegen traf die unfreiwillige Schuld daran, weil sie ein peinliches Video von Laura ins Netz stellten. Natürlich konnten sie nicht ahnen, dass der Streich solche tragischen Konsequenzen nach sich ziehen würde, aber nun bekommen sie die Rechnung für ihr Handeln präsentiert. Jemand, der vorgibt Laura zu sein, will die sechs Teenager nämlich zur Verantwortung ziehen und verwickelt sie in brutale Psychospielchen: wer nicht mitmacht oder den Computer verlässt, wird mit dem Tod bedroht – und bald ist klar: der oder die Unbekannte meint es wirklich ernst.

„Unknown User“ ist der innovativste Horror-Thriller seit Jahren, denn alles spielt sich in Echtzeit ab und wir haben volle 83 Minuten ausschließlich den Computerbildschirm eines der Mädchen vor uns, das zugleich die beste Freundin der Toten war. Wir bekommen mit, wie sie Mails liest oder versendet, Musiktitel auswählt, googelt, Facebook aufruft, YouTube-Videos ansieht und dabei immer verunsicherter wird, weil sich die unheimlichen Botschaften und Vorfälle mehren (schließlich versucht sie sogar über Chatroulette einen Hilferuf abzusetzen). Den fünf anderen, mit denen sie fast pausenlos via Skype verbunden ist, geht es nicht besser – auch in ihren Gesichtern wächst die Panik.

Dabei gibt es unweigerlich viel Gekreisch, Geschrei und aufgeregtes Durcheinanderreden, aber trotzdem bleiben die Beteiligten (bzw. potentiellen Opfer) erstaunlich gefasst angesichts der schrecklichen Szenen, die sie mitansehen müssen. Keiner ist so geschockt, um nicht mehr weiter die Tastatur bedienen zu können. Was beweist, dass wir es hier mit Angehörigen einer Generation zu tun haben, die offenbar mit dem Laptop fest verwachsen ist und in allen Lebenslagen online bleibt. Darum werden Teenies diesen Film auch lieben - und ein paar Erwachsene ebenso. Ich selber zähle mich gerne zu der letzteren Kategorie, obwohl mich das Ende dann doch ziemlich enttäuscht zurückgelassen hat. Da zermartert man sich fast eineinhalb Stunden lang den Kopf, entwickelt detektivischen Spürsinn, um eine logische Erklärung für die Vorfälle zu finden und denkt sogar an Agatha Christie-Plots – nur um dann herauszufinden, dass die Anstrengung womöglich völlig umsonst gewesen ist.

Einst wurde durch „Blair Witch Project“ das Found-Footage-Genre populär. „Unknown User“ wird ähnlich stilbildend für den Horror-Sektor wirken. In der nächsten Zeit bricht garantiert eine wahre Flut ähnlicher Filme über uns herein, aber dies war definitiv der erste seiner Art und das wissen wir mit 8 von 10 Wellknown Points absolut zu schätzen.

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