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filmkritik

"Jahrhundertfrauen" Frauen erziehen Männer

In Mike Mills Familiendrama werden Geschlechterrollen in Frage gestellt und Erziehung wird neu gedacht.

05/17/2017, 09:15 AM

Süd-Kalifornien in den 70ern. Die alleinerziehende Mutter Dorothea (Annette Benning) lebt mit ihrem 15 jährigen Sohn Jamie (Lucas Jade Zumann), der depressiven Fotografin Abbie (Greta Gerwig) und dem einsamen Handwerker William (Billy Crudup) im selben Haus. Sie ist mit der Erziehung ihres Sohnes überfordert und bittet Abbie und Jamies platonische Freundin Julie ( Elle Fanning) um Unterstützung. Können drei Frauen einem Teenager beibringen, wie man ein Mann wird? Und was ist ein Mann überhaupt?

Geschlechterrollen

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Jahrhundertfrauen“ zeichnet das Portrait einer wild zusammengewürfelten Familie in den 70ern und stellt die Frauenfiguren in den Vordergrund. In einer Zeit des Umbruchs und der politischen Unsicherheit in den USA erzählt Regisseur Mike Mills eine Coming of Age-Geschichte der anderen Art. Durch den Einsatz von Voice-Overs wird die Handlung stets in Kontext zur Zukunft gestellt, wodurch die Erziehung von Jamie noch größere Bedeutung gewinnt. Hier geht es nicht nur um das Erwachsenwerden eines Jugendlichen, sondern um die Vermittlung von Werten und das Aufbrechen von veralteten Geschlechterrollen.

Elle Fanning als Objekt der Begierde

Mills schafft es, authentische Figuren zu kreieren, denen man gerne zusieht. Einzig Greta Gerwig wirkt fehlbesetzt. Ihre Bandbreite an Rollen ist zwar beachtlich, aber in „Jahrhundertfrauen“ kann man ihr die neurotische Feministin mit Hang zur Selbstzerstörung nicht ganz abkaufen. Elle Fanning hingegen ist die perfekte Besetzung für Julie, ihr reifes Erscheinungsbild macht eine Liebesbeziehung zum kindlichen Jamie unmöglich, aber lässt sie für den Pubertierenden umso anziehender erscheinen. Anette Benning glänzt in ihrer Rolle als überforderte Mutter und wurde für den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin nominiert.

Menstuationskrämpfe beim Abendessen

Die größte Stärke des Familiendramas sind die ambivalenten Frauenfiguren. Auch wenn es für Dorothea wichtig ist, ihrem Sohn feministische Werte zu vermitteln, findet sie sich bald in einem moralischen Dilemma wieder: Ist es angebracht, einem 15jährigen über Menstruationskrämpfe zu erzählen? Die vielen Fragen über Erziehung und Geschlechterrollen sind weder zeit- noch ortsgebunden und besitzen heute noch ihre Aktualität.

Kleines Budget - großes Kino

Visuell ist der Film makellos, von der Ausstattung bis hin zum Licht lässt nichts an den 70er Jahren in Süd-Kalifornien zweifeln. Immer wieder werden RGB-Effekte eingesetzt die überraschenderweise sehr gut mit der Musik und dem Voice-Over funktionieren. Trotz des für amerikanische Verhältnisse bescheidenen Budgets von 7 Millionen Dollar wirkt der Film nicht wie ein Nischenprodukt für ein nostalgisches Publikum, das seine Jugend herbeisehnt. Die Fülle an Konflikten lässt die Geschichte größer wirken, als sie auf der Leinwand erzählt wird, weshalb Mills auch eine Oscar-Nominierung für das beste Original-Drehbuch erhielt.

Özgür Anil

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