Filmkritiken

JOE SOLL JOE ERSCHIESSEN

10/04/2012, 10:00 PM

Zeitreisen gibt es zweifellos. Das hat schon "Terminator" bewiesen. (Eine kleine Zeitreise durch Wikipedia ergab insgesamt 223 Zeitreisen-Filme). Aber Fragen bleiben. Wenn man etwa in die Vergangenheit reist und dort erschossen wird, hat man dann nie existiert? Ja, das Problem der Zeitreise sind Ursache und Wirkung, Henne und Ei.

Aber man will ja schließlich ins Kino und nicht in die Physikstunde, und so ist man froh, wenn Filme innerhalb der von ihnen aufgestellten Regeln funktionieren. Und das tut "Looper", der clever konstruiert ist.

Wir schreiben das Jahr 2044 und 2074. Beide sehen aus wie plausible Varianten trister amerikanischer Gegenwart. Zeitreisen sind zwar verboten, werden aber von Verbrechersyndikaten dazu genutzt, sich Feinden zu entledigen. Man stelle sich also vor:

2044. Ein Mann mit Schießgewehr steht allein im Feld. Vor ihm materialisiert sich plötzlich wie aus dem Nichts ein zweiter Mann, gefesselt und mit einer Kapuze über dem Kopf. Es ist ein Mann aus der Zukunft, zurückgeschickt, um ermordet zu werden. Der erste Mann tut das dann auch wortlos und schießt ihn nieder. Er ist ein Auftragsmörder für die Zukunft, ein Looper.

Immer wieder kommt allerdings vor, dass der Looper selbst aus der Zukunft zurückgeschickt wird, um von seinem jüngeren Selbst ermordet zu werden. Das nennt man dann: den Loop schließen.

So ist es auch hier.

Joseph Gordon-Levitt ("Inception", " The Dark Knight Rises") spielt den jungen Joe. Bruce Willis ist der alte Joe, der aber überraschenderweise ohne Kapuze aus der Zukunft ankommt. Worauf der Junge zögert, ihn zu erschießen, weil er ahnt, dass sein Ziel ...

... er selber ist.

Das führt in der Folge zu großartigen Szenen, die nur in Zeitreisen-Filmen möglich sind: Da sitzt Joe gegenüber von Joe. Der Jüngere will von seinem Alter Ego wissen, wie denn Zeitreisen überhaupt funktionieren? Worauf der Älter abwinkt: Sie könnten genauso gut Diagramme mit Streichhölzern legen, ohne das Mindeste zu kapieren.

Auch das ist das Spannende an "Looper". Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson ("Brick", 2006) drücken sich um Fragen und Paradoxien nicht herum, sondern umarmen sie stattdessen und tanzen frech mit ihnen. Bis zur Halbzeit ist "Looper" ein labyrinthischer, düsterer Sci-Fi-Thriller rund um arrogante, opportunistische Auftragskiller, dann erst entfaltet sich ein existenzielles Drama. Der alte Joe will in der Gegenwart jenes Kind finden (und töten), das später als Erwachsener der Mörder seiner Frau sein wird. Und der junge Joe? Der kennt natürlich genau jenes Kind – und vor allem dessen Mutter (Emily Blunt). Am Ende ist der Film intelligentes Vergnügen. Ein Loop, aus dem man nicht so schnell rauskommt.

KURIER-Wertung: ****1/2 von *****

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