Filmkritik: Kin (2018)

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Filmkritik

"Kin": Abenteuerlicher Genre-Mix um eine futuristische Alien-Knarre

Die adoleszente Fantasie der Regie-Brüder Jonathan und Josh Baker wird – gerade noch – von den hervorragenden Schauspielern gerettet.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

06/11/2019, 09:12 AM

Hal (Dennis Quaid) hat es nicht leicht mit seinen beiden Söhnen: Sein älterer Sohn Jimmy (Jack Reynor) ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Beziehung zu ihm ist vergiftet. Auch weil der prinzipientreue Vater um jeden Preis verhindern will, dass sein 14-jähriger Adoptivsohn Eli (Myles Truitt) auch auf die schiefe Bahn gerät. Er ist seit dem Tod der Mutter ohnedies in einer schwierigen Phase. Eli verbringt seine Zeit oft in alten Abrissgebäuden. Dort findet er eines Tages eine futuristische Waffe mit unglaublicher Feuerkraft. Er packt sie ein und versteckt sie zuhause unter dem Bett.

Jimmy hat sich im Gefängnis beim Ganoven Taylor Balik (James Franco) verschuldet. Dieser droht nicht nur ihm, sondern auch seiner Familie Gewalt an, wenn er nicht zahlt. Die Ereignisse nehmen einen ziemlich vorhersehbaren Verlauf. Jimmy und sein kleiner Bruder finden sich bald mit einer Tasche voller Geld und der Sci-Fi-Knarre auf der Flucht vor dem auf Rache sinnenden Taylor.

Jimmy weiß nichts von der Knarre, Eli nichts vom Geld.

Filmkritik: Kin (2018)
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Beides ändert sich in einem Strip-Club, in dem Jimmy seinen kleinen Bruder in die Geheimnisse der Männlichkeit einführen will. Die Stripperin Milly (Zoë Kravitz) hat zum Glück mehr im Köpfchen als die Dumpfbacke Jimmy. Nach einer unglaublich dümmlichen Aktion des älteren Solinskis schließt Milly sich der Flucht der beiden Brüder in Richtung Kalifornien an. Auf ihren Spuren: Eine Bande mordgieriger Gangster und –was keiner der bisher Involvierten ahnt – zwei außerirdische Soldaten auf der Jagd nach ihrer verlorenen Waffe.

 

Filmkritik: Kin (2018)

Familiendrama oder Actionfilm?

Mit "Kin" konnten die Regiebrüder Jonathan und Josh Baker ihre adoleszenten Fantasien ordentlich ausleben. Das Brüderpaar kommt aus der Werbung. Daneben haben sie auch Kurzfilme gedreht. Das Drehbuch von "Kin" basiert auf so einem Kurzfilm namens "Bag Man". In Hollywood werden die beiden Australier zurzeit (ähnlich wie die Duffer-Brüder / "Stranger Things" im TV-Bereich) als aufstrebende Regie-Wunderknaben gehandelt. Gemessen an ihrem Spielfilmdebüt ist das nur teilweise nachvollziehbar.

"Kin" ist zwar ein relativ beeindruckend inszenierter Genre-Mix, wenn man bedenkt, dass es sich um einen Debütfilm handelt. Aber eben nur relativ! Wenig überraschend ist der perfekte Look & Feel des Films für die Werbeprofis kein großes Ding. Schwieriger wird's dann aber beim Erzählerischen. Denn da haben sich die Regie-Wunderknaben ein wenig verzettelt: Soll "Kin" Familiendrama oder Actionfilm sein? Science-Fiction oder Gangsterfilm?

 

Filmkritik: Kin (2018)

Top-Besetzung für eine adoleszente Filmfantasie

Mehr als die Hälfte des Films widmet sich dem Familiendrama ohne zu sehr an der Oberfläche zu kratzen, behält aber den genretypischen Action-Plot bei. Es heißt geduldig sein. Damit das Road-Movie an Fahrt gewinnt, muss man den handelnden Personen auch sehr viel Naivität zugestehen. Noch dazu reiten die Gebrüder Baker jede adoleszente Männer-Fantasie, die Hollywood zu bieten hat. Sogar das schon mehr als verstaubte Klischee der liebenswerten Prostituierten wird bemüht, die nur auf ein paar nette Jungs wartet, um ihr unmoralisches Leben hinter sich zu lassen (auch wenn Milly "nur" eine Stripperin ist).

Aber so sehr sich der Film auch bemüht: Ex-Häftling Jimmy kommt nicht als guter Kerl rüber, sondern nur als ziemlich dummer Ex-Knacki. Bei diesem Plot und den oberflächlichen Charakteren wäre vielleicht weniger Drama und mehr Action ratsam gewesen. Letztere kommt lange zu kurz und bewegt sich dann (wie der ganze Film) auf zwar solide inszenierten, aber doch recht abgedroschenen Genre-Schienen. Der einzige Grund, warum der Film trotz klischeehafter Handlung nicht in B-Movie-Kitsch abgleitet, sind die hervorragenden Schauspieler.

 

Filmkritik: Kin (2018)

Kinofilm als Pilotfolge für TV-Serie?

Bei "Kin" hat man das Gefühl, die Pilotfolge einer hochkarätig besetzten Netflix-Serie zu schauen. Vertraute Muster aus Western und 80er-Jahre-Actionfilmen. Großartige Schauspieler, die von der Kamera ausladend bei ihrer Arbeit beobachtet werden. Vielleicht ein wenig langatmig. Aber der untypische Sci-Fi-Mix ist spannend. Schaut irgendwie gut aus – mal sehen, was da noch kommt.

Dann geht das Licht im Kino wieder an.

Die Produzenten von "Stranger Things" lassen grüßen (es sind dieselben).

Und tatsächlich scheinen die Regie-Wunderknaben über diesen Film hinaus zu planen. Denn der Twist am Schluss ist auf eine Fortsetzung ausgelegt.

 

Der Filmverleih dürfte "Kin" ähnlich wie wir bewertet haben, denn im Vorjahr wurde der Film knapp vor dem Kinostart zurückgezogen. Am 6. Juni 2019 erscheint der Film nun bei Amazon Prime. Ob daraus doch noch eine TV-Serie wird? Wohl eher nicht.

 

Das Sci-Fi-Action-Drama ist das Regiedebüt der australischen Brüder Jonathan und Josh Baker, basierend auf ihrem Kurzfilm "Bag Man".

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