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"L'Animale": Interview mit Regisseurin Katharina Mückstein

Nach der Weltpremiere in Berlin startet das österreichische Coming of Age Drama in unseren Kinos.

03/15/2018, 03:26 PM

Mit ihrem Spielfilmdebut "Talea" machte Regisseurin Katharina Mückstein vor fünf Jahren das erste Mal auf sich aufmerksam. Ihr zweiter Spielfilm "L'Animale" feierte im Februar auf der Berlinale in der Sektion Panorama seine Weltpremiere. Wir haben uns mit der Regisseurin und Drehbuchautorin getroffen um über ihr neustes Projekt zu sprechen.

Was war die Inspiration für „L’Animale“?

Ich wollte nach meinem ersten Film „Talea“ nocheinmal mit Sophie Stockinger zusammenarbeiten und für sie eine Rolle schreiben, die wenig mit ihr als Privatperson zu tun hat. Das Thema beschäftigt mich schon sehr lange, auch schon während meinem Philosophiestudium haben mich die Zusammenhänge zwischen dem Persönlichen und dem Politischen interessiert. Von Anfang an war für mich das Kernthema die Schwierigkeit sich von gesellschaftlichen Erwartungen zu emanzipieren und wie wichtig dieser Prozess für die Entwicklung der Gesellschaft ist.

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Ihr Film konzentriert sich sehr stark auf die Figuren und weniger auf äußerliche Konflikte. War es für Sie wichtig von der Innenwelt der Charaktere auszugehen?

Als Autorin interessiert es mich den Weg vom Psychologischen zum Gesamtgesellschaftlichen zu finden. Wir machen oft den Fehler, dass wir sagen das alles Persönliche intim ist und mit der Gesellschaft nichts zu tun hat. Dann gibt es das Politische, was uns alle betrifft, aber ich finde wie wir uns fühlen hat sehr viel damit zu tun wie wir uns nach außen verhalten und beeinflusst schlussendlich auch das was wir wählen. Ich suche beim schreiben immer nach gesellschaftlichen Zusammenhängen.

Glauben Sie, dass Filme zur politischen Bildung beitragen können?

Ja das hoffe ich sehr. Das ist der Grund warum ich diesen Beruf mache. Letztlich geht es für uns Filmemacherinnen darum, dass wir über bestimmte Themen mit der Gesellschaft kommunizieren wollen. Ich kann aus meiner eigenen Geschichte als Kinogeherin sagen, dass Filme und Kunst im Allgemeinen, mich sehr stark in meinem Selbst- und Weltbild beeinflusst haben.

Ein zentraler Konflikt in "L'Animale" ist die Entwicklung einer Freundschaft zu einer Liebesbeziehung. Was hat Sie an dieser Konstellation interessiert?

Ich glaube, dass es zwischen Mati und Sebastian, dem Anführer ihrer Gang, auch um die Frage geht: Was passiert, wenn man sich als Frau mit Männern umgibt und von der guten Freundin zu einem sexualisierten Objekt wird? Von Mati wird erwartet, dass sie sich vom Kumpel zur Freundin verändert. In so einer Position wird von Frauen erwartet, dass sie nicht mehr mit einem konkurrieren. Wenn man die Freundin ist, dann darf man nicht stärker und cooler sein als der Freund. Natürlich wollte ich auch darüber reden was passiert, wenn sie "Nein" sagt und er das nicht akzeptiert. Das ist eine Situation in der sehr viel Gewalt gegen Frauen entsteht. Ich wollte als junge Frau auch kein „klassisches Mädchen“ sein, das ist eine schwierige Situation, weil man zwischen den Stühlen sitzt. Wenn man sich nicht für eine Seite entscheiden will, dann ist man in unserer Gesellschaft sehr oft sehr verloren.

Wie sehr hat sich der Produktionsprozess von "L'Animale" und "Talea"unterschieden?

Es war sehr anders. Bei „Talea“ lagen zwischen der ersten Idee und der Prämiere am Max Ophüls Preis nur 10 Monate. Es war super - low - budget, wir mussten durch die knappen Ressourcen in den 19 Drehtagen sehr viel improvisieren. Das Budget von „L’Animale“ war 20 Mal soviel wie das von „Talea“. Wir hatten 40 verschiedene Locations, weshalb die ganze Vorbereitung natürlich viel komplexer war.

Der Titelgebende Song spielt eine sehr zentrale Rolle. Wie sind sie dazu gekommen?

Ich habe das Lied von Franco Battiato nach längerer Zeit wiedermal gehört und mir gedacht es könnte die Stimme jeder meiner Figuren sein. Ich habe eine Passion dafür Musik sehr offensiv in meinen Filmen zu verwenden. Mir gefällt untermalende oder einlullende Hintergrundmusik nicht, wenn ich Musik verwende, dann gerade heraus.

Ihr Film ist einerseits sehr realistisch und andererseits driftet er immer wieder ins Genre ab. War das von Anfang an so geplant?

Mir gefällt es mit Referenzen zu arbeiten es ist glaube ich ein Mythos, dass jeder Filmemacher die ganze Welt neu erfinden muss. Wir leben in einer Gesellschaft mit einer langen Kulturgeschichte, man sollte sich mit dieser Geschichte auseinandersetzen und sich auch auf sie beziehen, denn wir sind ja nur ein kleiner Teil in einer langen Geschichte der Menschheit. Ich gebe gerne Referenzen zu dem was mich beeinflusst hat. Bei der Titelgrafik war mir schon von Anfang an klar, dass ich einen 70er Jahre Spaghettiwestern - Touch haben wollte, auch mit der Musik wollte ich Momente schaffen, die Emotional aufgeladen sind und man mehr mit dem Herzen als mit dem Verstand dabei ist.

Sie haben auf der Berlinale den 3. Platz beim Publikumspreisgewonnen. Wie war die Erfahrung auf dem Festival für Sie?

Es war sehr schön, weil das Panoramaprogramm die Art von Kino ist, die mich sowohl als Zuschauerin als auch als Filmemacherin schon immer interessiert hat und es mich deshalb doppelt gefreut hat in diese Sektion eingeladen worden zu sein. Der Publikumspreis war eine Überraschung, man weiß bei einer Weltpremiere ja überhaupt nicht was auf einen zukommt, es gab einen euphorischen Applaus und wir hatten tolle Kritiken. Mein Ziel war es immer einen Film zu machen der zwar einen hohen künstlerischen Anspruch hat, aber für Jeden und Jede verständlich ist. Ich wollte keinen elitären oder abgehobenen Film machen, wenn das Publikum den Film liebt dann ist das für mich das schönste Geschenk.

Arbeiten Sie schon an einem neuen Projekt?

Ich arbeite schon seit längerer Zeit an einem Dokumentarfilm zum Thema Feminismus und Geschlechterpolitik. Es soll ein internationaler Film zur Geschlechterfrage werden und warum sie noch immer so ein Aufreger in unserer Gesellschaft ist.

Özgür Anil

Die Hauptrolle der 18-jährigen Mati, die mit ihrer Burschenclique auf getunten Mopeds die Gegend unsicher macht, schrieb Mückstein eigens für Sophie Stockinger, die bereits in „Talea“ zu sehen war.

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