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filmkritik

"Lady Macbeth": Lady Chatterley mit Mordgelüsten

Eine Studie über Herrschaftsverhältnisse, Abhängigkeit und den radikalen Versuch von Emanzipation.

11/29/2017, 01:22 PM

Einsamkeit und Langeweile sind Katherines größte Feinde. Der labile Ehemann hat sie zwar geheiratet, rührt sie aber niemals an und behandelt sie wie ein Nutztier oder einen Gegenstand, den man einfach zur Seite stellt. Er drückt das auch ganz brutal aus: sein Vater hat sie zusammen mit einem Stück Land erworben.

Ausbruch aus dem Ehegefängnis

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Die Geschichte spielt im Jahr 1856 und Schauplatz ist ein abgelegenes Anwesen inmitten der englischen Hochmoore, wo sich die junge Braut als Gefangene betrachten kann, denn das Haus soll sie nach dem Willen ihres Mannes ebenfalls nicht verlassen. Obendrein wird sie vom alten ungehobelten Schwiegervater beargwöhnt, der pausenlos Beleidigungen über ihre Ehetauglichkeit fallen lässt. Umsorgt von einer schwarzen Haushälterin, fristet sie somit ihr monotones Dasein, doch als die beiden Männer für längere Zeit abwesend sind, erregt ein neuer Gutsarbeiter ihre Aufmerksamkeit und auch ihre sonstigen Sinne. Eine stürmische Affäre beginnt, und Katherine ist als eine Art blutgierige „ Lady Chatterley“ bereit, bis zum Äußersten zu gehen, um sich dieses ungewohnte Glück nicht mehr nehmen zu lassen.

Vielversprechendes Regiedebüt

William Oldroy war Hausregisseur am Londoner Young Vic Theater und hat sich dort bereits durch zeitgemäße Adaptionen europäischer Theaterklassiker wie z.B. Ibsens „Gespenster“ einen Namen gemacht. Mit „Lady Macbeth“ legt er nun ein vielversprechendes Spielfilmdebüt vor. Vor allem die pausenlose Präsenz seiner zwanzigjährigen Hauptdarstellerin Florence Pugh lässt dieses Werk um Ereignis werden: sie hat ein reiches Gefühlsspektrum zu bieten - mal ist sie trotzig und gelangweilt, dann betrunken und voll Übermut, später sinnlich und von bedingungsloser Hingabe, aber zugleich skrupellos und verschlagen.

Literarische Vorlage

Als Vorlage diente die Novelle „Die Lady Macbeth von Mzensk“ des russischen Autors Nikolai Leskov. Ein Vergleich zwischen Text und Film wäre durchaus lohnend, denn Drehbuchautorin Alice Birch hat ein paar wesentliche Änderungen im Handlungsverlauf vorgenommen. Bei ihr wird das Werk zu einer Studie über Herrschaftsverhältnisse, Abhängigkeit und den radikalen Versuch von Emanzipation. Zugleich besticht der Film mit einer Reihe von feinen Beobachtungen, etwa wenn Katherine zur Zurechtweisung ihrer Untergebenen genau jene Sätze verwendet, mit denen sie durch ihren Mann früher gedemütigt wurde.

8 von 10 gefährlichen Blick-Punkten

franco schedl

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