Filmkritiken

LERNST DU NICHT WILLIG, SO GEBRAUCH ICH GEWALT

von

Franco Schedl
Franco Schedl

11/06/2013, 11:00 PM

Während Elyas M‘Barek einst die Fachgruppe „Türkisch für Anfänger“ betreute, erteilt er nun Literaturunterricht für Fortgeschrittene/Hartgesottene – und das, obwohl er eigentlich gar kein ausgebildeter Lehrer ist. In der Rolle des Zeki Müller stellt er nämlich einen Kleinganoven dar, dessen unterbelichtete Freundin das Beutegeld eines Coups, der ihn ins Gefängnis gebracht hat, ausgerechnet auf einer Baustelle verbuddeln musste. Daher steht Zeki, nachdem er Monate später seine Haftzeit verbüßt hat, auf der Suche nach den Euros plötzlich vor einer Turnhalle, die inzwischen über dem Versteck errichtet wurde. Also bewirbt er sich in der dazugehörigen Schule um einen Hausmeisterposten und wird, ehe er noch weiß, wie ihm geschieht, von der resoluten Direktorin (eine herrlich hantige Katja Riemann), prompt als Aushilfslehrer für Turnen und Deutsch eingestellt. Tagsüber darf er Unterricht simulieren und sich ausruhen, um dann nachts ein großes Loch im Keller unter der Turnhalle zu buddeln.

Mit dem ruhigen Job ist es aber vorbei, als er eine Problemklasse zugeteilt bekommt. Schnell wird klar, dass er der einzig richtige Mann ist, um es mit diesen Rabauken aufzunehmen. Da greift er schon mal zur Paintball-Kanone oder anderen drastischen Strafmaßnahmen. Einem echten Lehrer wäre von solchen Aktionen eher abzuraten, wenn er die Schulwoche mit heilen Knochen bzw. ohne Suspendierung überleben möchte. Aber natürlich hat der raue Bursche durchschlagenden Erfolg und dringt zu den verstockten Schülerherzen vor, weil er ja im Grunde einer von ihnen ist.

Das Geld findet Zeki relativ bald und könnt sich vom Schuldienst wieder verabschieden, doch da gibt es 1.) auch noch eine ehrgeizige junge aber total überforderte Lehrerin, die ihm nicht gleichgültig ist, 2.) ein Theaterprojekt, bei dem er Regie führen soll und 3.) erwacht mit der Zeit tatsächlich sein pädagogischer Ehrgeiz, obwohl er selbst es längst nicht bis zur Matura geschafft hat.

Schulkomödien - oder deutscher gesagt: „Paukerfilme“ – haben bei unseren nördlichen Nachbarn ja eine lange Tradition. Eine legendäre Vertreterin dieser Gattung konnte mit Uschi Glas auch für „Fack ju Göthe“ gewonnen werden. In einer Nebenrolle tritt sie als Lehrerin am Rande des Nervenzusammenbruchs auf und ist dabei erstaunlich witzig. Der Film kommt überhaupt rotzfrech, umwerfend komisch und äußerst zeitgemäß daher, ohne jemals plump oder niveaulos zu werden. Ein besonders gelungener Einfall stellt z.B. eine Exkursion in die sozialen Randbezirke dar: Zeki zeigt seinen renitenten Gören an Originalschauplätzen Fixer, Neonazis, Harz-IV-Empfänger und erteilt ihnen so eine unvergessliche Unterrichtsstunde über das harte Leben.

Bloß der Titel bleibt lange Zeit mysteriös, weil auf dem Lehrplan der Klasse Schillers „Räuber“ und nicht Goethe steht, aber bei einer nächtlichen Spray-Aktion, die als erweiterter Kunstunterricht gilt, bekommt ein Zug diese ordografisch berfekte Aufschrift verpasst.

Ich trage für das gelungene Werk 8 von 10 Vorzugspunkten ins Filmklassenbuch ein.

(franco schedl)
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Ein Kleinganove findet sich als Aushilfslehrer in einer Problemklasse wieder, wo er auf Paintball-Pädagogik setzt und die Schule odentlich aufmischt..

Kommentare

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