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Barry Jenkins will in seinem Oscar-prämierten Film kein Coming-Out-Drama erzählen, sondern inszeniert das Werk als einfühlsame und eher zurückhaltende Coming-of-Age-Geschichte.

"Moonlight": Coming-of-Age als dreigeteiltes Leben

Barry Jenkins will in seinem Oscar-prämierten Film kein Coming-Out-Drama erzählen, sondern inszeniert das Werk als einfühlsame und eher zurückhaltende Coming-of-Age-Geschichte.

02/23/2017, 01:39 PM

Little / Chiron / Black – drei Namen und drei Lebensalter ein und derselben Person. Dementsprechend setzt sich auch der Kopf auf dem Filmplakat aus den Gesichtern der drei Darsteller zusammen. Der Film erzählt in drei Kapiteln die Geschichte einer Wandlung: Chiron, genannt Little, ist ein schmächtiger, kleiner, verschreckter und schweigsamer Junge, der bei seiner drogenabhängigen Mutter lebt, von den Mitschülern gehänselt, gejagt und als Schwuchtel beschimpft wird, und in einem Dealer und dessen Freundin eine Art Ersatzfamilie findet.

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Als Chiron dann ein Teenager ist, hat sich für ihn nicht viel geändert: die Mitschüler machen sich immer noch über ihn lustig, doch ihre Anpöbeleien nehmen nun brutalere Züge an. Allerdings findet Chiron auch einen wahren Freund, mit dem er für einen kurzen Moment erstmals seine sexuelle Neigung ausleben kann. Als er dann mit Anfang 30 den Spitznamen Black angenommen hat, ist er zum muskulösen Mann geworden und kaum wiederzuerkennen. Er hat zwar die Vergangenheit hinter sich gelassen, führt aber eigentlich eine nachgeahmte Existenz, weil er in Auftreten und Lebensweise eindeutig seinem toten Ersatzvater nacheifert, seine wahren Neigungen aber unterdrückt; das wird offensichtlich, als eine Person mit ihm Kontakt aufnimmt, die ihm einst viel bedeutet hat.

Coming-of-Age

Regisseur Barry Jenkins will kein Coming-Out-Drama erzählen oder die Schwulenszene Miamis porträtieren, sondern inszeniert seinen Film als einfühlsame und eher zurückhaltende Coming-of-Age-Geschichte eines Jungen, der unter seinem ‚Anderssein‘ leidet und sich ausgegrenzt fühlt. Als Vorlage diente Jenkins dabei ein Skript, das von einem begabten Autor als Projektarbeit an einer Schauspielschule entwickelt wurde: es handelte von einem Schwarzen, der in Miami unter ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Im Grunde erkannte Jenkins darin seine eigene Geschichte und kehrte bei den Dreharbeiten in die Gegend seiner Kindheit zurück, denn es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, an den Originalschauplätzen im Wohnviertel Liberty City zu drehen, das als eines der gefährlichsten Pflaster in den USA gilt.

Perfekte Besetzung

Jenkins hat nicht nur für die drei Hauptrollen sensationell gute Darsteller gefunden, sondern auch in Nebenrollen ein perfektes Cast zusammengestellt: vor allem die Figur des einerseits rauen und zugleich äußerst hilfsbereiten Dealers Juan wird von Mahershala Ali so überzeugend verkörpert, dass man wirklich bedauert, ihn nur im erste Drittel sehen zu können. Das letzte Kapitel über den erwachsenen Chiron schafft es dann übrigens nicht, an Intensität und Brillanz mit den beiden vorhergehenden mitzuhalten, was zweifellos auch daran liegt, dass der Regisseur hier eine Episode ausgeschmückt hat, die in der Vorlage bloß in einem kurzen Telefonat bestand. Manchmal wäre kluge Aussparung eben tatsächlich wirkungsvoller.

Und wer nun über den Titel rätselt - die Handlung spielt nicht etwa permanent im Mondlicht, sondern erklärt sich aus einer Anekdote, die eine Figur erzählt: unterm Mond nimmt die Haut von Schwarzen eine blaue Färbung an. Auf Englisch kommt auch noch eine weitere Bedeutung von ‚blue‘ hinzu: schwarze Jungs sehen im Mondschein eben einfach traurig aus.

9 von 10 dreigeteilten Einheitspunkten

franco schedl

Ein Plädoyer für Empathie, Toleranz und Verständnis als Film über persönliche Augenblicke und Menschen, die uns prägen und den Schmerz der ersten Liebe, der ein Leben lang nachhallen kann.

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