Filmkritiken

MR. BEAN ALS BOND

von

Franco Schedl
Franco Schedl

10/05/2011, 10:00 PM

Wenn schon der echte 007 nicht mehr so ist, wie er einmal war (kindlich-verspielt, abenteuerlustig, rücksichtslos-draufgängerisch – ein echter Sportsmann eben), dann sollte wenigstens Rowan Atkinson die britische Spion-Tradition hochhalten.

Hervorgegangen ist die Titelfigur übrigens aus populären Werbespots für ein Kreditkarten-Unternehmen, in denen der Komiker zwischen 1992 und 1997 als vom Pech verfolgter Spion auftrat. Das Pech ist ihm zwar bis heute treu geblieben, doch inzwischen hat es English nicht mehr nötig, für irgendjemand oder irgendetwas die Werbetrommel zu rühren und greift höchstens zum technisch aufgemotzten Trommelrevolver.

Dass es in den letzten Jahren still um den für sich und seine Zeitgenossen (egal ob Freund oder Feind) so gefährlichen Agenten geworden ist, liegt an seinem Rückzug in ein buddhistischen Kloster, wo er ein berufliches Versagen mental zu bewältigen versucht und es muss schon sehr schlimm um die Staatssicherheit Englands stehen, wenn der MI-7 aus lauter Verzweiflung einen Mann wie ihn reaktiviert. Während seiner Abwesenheit wurde die Leitung des Geheimdienstes von einer Frau übernommen, deren bisheriger Tätigkeitsbereich eher in Übersee anzusiedeln war: „Akte X“-Ikone Gillian Anderson spielt jene politisch überkorrekte Pamela Thornton, alias Pegasus, die English alle Unarten austreiben will und dabei natürlich kläglich scheitert. Wesentlich unkomplizierter gestaltet sich da schon die Zusammenarbeit mit einer Verhaltenspsychologin (Rosamund Pike) – ja, diese Zweisamkeit hat sogar das Zeug zu einer echten Romanze.

Zum Flirten bleibt English aber nicht viel Zeit, da er eine Mission zu erfüllen hat, die ihn von Hongkong bis in die französischen Alpen führt; aber wie sehr sich die Liebe bezahlt macht, zeigt ganz zuletzt ein lebensrettender Kuss.

Freunde von eher handfesteren High-Tech-Spielereien kommen selbstverständlich auch auf ihre Kosten: abgesehen von allerlei kleinen Gebrauchsgegenständen mit hochexplosivem Innenleben, hinterlässt v.a. ein motorisierten Rollstuhl bleibende Eindrücke bei uns und im Londoner Straßenpflaster. Welche Freude es dem Autonarren Atkinson bereiten musste, mit rund 80km/h in diesem Gefährt durch die Stadt zu sausen, steht außer Zweifel, und kein Double bekam eine Chance, seinen Platz im Spezialstuhl einzunehmen.

Für etwas inflationär ausgeteilte Tritte in männliche Weichteile entschädigen uns die grenzenlose Grimassierfreudigkeit des Hauptdarstellers sowie eine asiatische Putzfrau, deren Haupttätigkeit im Wegputzen ihrer Mitmenschen besteht. Und so wird der wiedergeborene Johnny English zur reinen Freude in einem Genre, dem der aktuelle Bond mittlerweile fast erfolgreich das Lachen ausgetrieben hat, was uns mindestens ein 8teiliges Nachfüllset für einen Regenschirm-Minenwerfer wert sein sollte.

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