"Bugonia": Was bedeutet der Titel des neuen Lanthimos-Films?
Szene aus "Bugonia"
Regisseur Yorgos Lanthimos ist dafür bekannt, uns mit seinen Filmen auch gerne Rätsel aufzugeben. Sein neues Werk – die mittlerweile vierte Zusammenarbeit mit seiner Lieblingsschauspielerin Emma Stone – trägt einen seltsamen Titel, der sich nicht von selbst erklärt. Wir wollen euch daher im folgenden Artikel darüber aufklären, was "Bugonia" bedeutet.
Bienen aus einem toten Rind?
Bugonia ist die Bezeichnung für einen antiken Glauben und ein Ritual, bei dem angenommen wurde, dass aus dem Kadaver einer Kuh spontan Bienen entstehen können. Wer (Alt)Griechisch versteht, ist hier eindeutig im Vorteil, denn dann ist sofort herauszuhören, dass sich der Begriff aus den griechischen Wörtern für "Rind" und "Erzeugung" zusammensetzt.
Dieses Ritual ist in antiken Texten beschrieben, wie zum Beispiel der "Georgica" von Vergil. Dort wird im sogenannten Aristaeus-Epyllion am Ende des vierten Buches die Methode als eine Art des Ackerbaus beschrieben, um die Bienen wiederzubeschaffen, nachdem der Imker Aristaeus sein ganzes Volk verloren hatte.
Dort heißt es in den Versen ab 281: "Doch wenn die Brut dir gesamt hinstirbt durch plötzlichen Unfall / Und du umsonst nach Geschlecht von neuem Stamme dich umschaust, / Zeit ist's dann, zu eröffnen des altarkardischen Meisters / Rühmliche Kunst, und wodurch schon oft erschlagenen Rindern / Schwärm' aus verwesendem Blut aufkeimeten. (…)"
Metapher für Erneuerung der Gesellschaft
Auf Lanthimos' Film bezogen, stellt das Konzept eine Metapher dar, wie neues Leben aus einer korrumpierten Gesellschaft entstehen könnte. Eine der Hauptfiguren, der paranoide und von Verschwörungstheorien über Aliens besessene Teddy (Jesse Plemons), ist ja Bienenzüchter und beschudligt die Außerirdischen, für das Bienensterben verwantortlich zu sein. In diesem kurzen Video, das auf dem London Film Festival am 10. Oktober 2025 aufgenommen wurde, erklärt Drehbuchautor Will Tracy persönlich den Titel:
Wie aus dem Statement hervorgeht, wurde der Titel bewusst vieldeutig gehalten: Man soll auf Anhieb gar nichts mit ihm anfangen können, sondern verschiedene Assoziationen haben, die von Pflanze, Krankheit bis zu fremdem Planeten oder Aliens reichen können.
"Bugonia" ist ab 30. Oktober in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's direkt zum Kinoprogramm!