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© Ruth Beckermann Filmproduktion

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"Mutzenbacher"-Trailer-Premiere: Porno-Klassiker neu gelesen

Ruth Beckermann konfrontiert ein männliches zeitgenössisches Publikum mit einem Klassiker des pornografischen Romans.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

10/01/2022, 07:30 AM

Seit mehr als hundert Jahren wird der Roman "Josefine Mutzenbacher oder Die Geschichte einer Wienerischen Dirne" wegen seiner lustvollen Darstellung kindlicher und weiblicher Sexualität kontrovers besprochen. Anonym publiziert und über viele Jahrzehnte dem österreichischen Schriftsteller Felix Salten ("Bambi") zugeschrieben, wurde er zeitweise verboten und gleichzeitig als wienerische Literatur von Weltrang gefeiert.

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Männer-Casting auf der Lektüre-Couch

Mit einem Zeitungsaufruf lädt Ruth Beckermann zu einem Casting für einen Film ein, der den bekannten pornografischen Roman zur Grundlage hat: "Männer zwischen 16 und 99 Jahren gesucht".

Der Film "Mutzenbacher" konfrontiert in einer ehemaligen Sargfabrik in Wien hundert Leser mit Auszügen aus dem Werk. Und wie im richtigen Leben evoziert die Lektüre "anstößiger" Passagen auch am Filmset Erinnerungen, erotische Vorstellungen, aber auch Ablehnungsreaktionen, Distanzierungs- und Rechtfertigungsstrategien.

Wir leben und lieben in einer Zeit, in der Sex mehr denn je allgegenwärtig ist, aber gleichzeitig auf ein moralisch hochgradig aufgerüstetes Umfeld trifft.

 

Trailer

Hier ist nun exklusiv auf film.at  der ersten Trailer zu sehen:

Ist Sex (k)ein Thema?

Ruth Beckermann äußert sich in einem Regie-Statement folgendermaßen zu ihrem Projekt:

"Heute ist Sex in allen Medien. Zugleich ist Sex kein Thema.  Wie kann das sein? Woher kommt die Art und Weise, wie die westliche Welt mit Sexualität umgeht? Der französische Philosoph Michel Foucault untersuchte in den 1970er Jahren das abendländische Verhältnis zur Sexualität und kam zu dem bis heute gültigen Schluss, 'dass die modernen Gesellschaften sich nicht dadurch auszeichnen, dass sie den Sex ins Dunkel verbannen, sondern dass sie unablässig von ihm sprechen und ihn als das Geheimnis geltend machen.'

Das Geheimnis muss im Beichtstuhl gestanden, vor dem Polizisten zugegeben und dem Arzt vertraulich mitgeteilt werden. Wer spricht also über Sex? Der Pfarrer, der Papst, der Richter, der Mediziner und die Medien. Mit diesem Film habe ich unter anderem versucht, diese Hegemonie für einen Moment aufzubrechen."

 

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Buchtipp

Im Sonderzahl Verlag erschien 2021 übrigens eine Kritische Ausgabe der "Mutzenbacher" basierend auf dem ungeglätteten Text der Erstausgabe, der seiten- und fehlergetreu wiedergegeben wird. Begleitet wird der Text von einem umfangreichen Stellenkommentar, kontextualisiert und verortet in einem Nachwort des Herausgebers. Ebenfalls aufgenommen wurden Oswald Wieners Beiträge zu einer Ädöologie des Wienerischen.
 

"Mutzenbacher" wird im Rahmen der 60. Viennale zu sehen sein und startet dann am 4. November in unseren Kinos.

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