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Serien-Review

Star Trek Discovery: Aufräumarbeit bei den Klingonen

Serien-Review: In der zweiten Staffel ist die Serie auf gutem Wege, eine konsistente Richtung und eigene Identität zu finden.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

02/04/2019, 09:55 AM

Die Episode "Lichtpunkt" ist Aufräumarbeit nach einer ziemlich verkorksten ersten Staffel und Weiterentwicklung der neuen "Star Trek"-Serie in Einem. Denn im Gegensatz zur ziemlich traditionelle Episode der Vorwoche werden diesmal zwei (eigentlich sogar drei) Handlungsstränge an zwei verschiedenen Schauplätzen geboten, die aber jeweils für sich die größere Geschichte vorantreiben und auch alte Irrwege so gut wie möglich ausbügeln: Auf der USS Discovery versucht Michael Burnham weiterhin, das Rätsel der geheimnisvollen Signale zu lösen. Indessen haben L'Rell und Ash Tyler/ Voq auf der klingonischen Heimatwelt Kronos mit Intrigen zu kämpfen.

Doch bevor wir uns in die Episode beamen: SPOILER-ALARM! Wer die Folge "Lichtpunkt" der zweiten Staffel von "Star Trek: Discovery" noch nicht gesehen hat, sollte an dieser Stelle unverzüglich die Schilde hochfahren.

 

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Auf der Discovery: Burnham und Spock

Verzweifelt versucht Burnham auf der USS Discovery, einen logischen Zusammenhang zwischen den sieben Signalen und ihrem Bruder Spock zu finden. Ohne Ergebnis. Ihre Arbeit wird durch den überraschenden Besuch ihrer Mutter Amanda Grayson (Mia Kirshner) unterbrochen. Sie ist auch Spocks leibliche Mutter. Burnham soll ihr dabei helfen, die medizinische Akte von Spock zu entschlüsseln, die sie auf Sternebasis 5 gestohlen hat. Dort hat man ihr jede Information über Spocks Zustand und auch den Kontakt mit ihrem Sohn verweigert. Amanda ist davon überzeugt, dass irgendetwas nicht stimmt.

Burnham zeigt dabei (wie schon in der letzten Folge) ein erfreuliches Vertrauen in ihren Captain. Das war nicht immer so. Sie wendet sich an Captain Pike um Hilfe. Dieser ist zunächst skeptisch, nimmt aber dann doch Kontakt mit Sternenbasis 5 auf. Was wir dabei erfahren, ist höchst besorgniserregend: Spock ist aus der Anstalt geflohen und hat dabei angeblich drei Ärzte getötet. Er wird wegen Mordes gesucht. Seine Akte ist unter Verschluss. Pike wird aber versichert, der Fall habe nichts mit den Signalen zu tun, die er untersuchen soll.

Doch nach dem Gespräch ist Pike mit Burnham und ihrer Mutter einig: Das klingt nicht nach dem Mann, den alle drei gut kennen. Pike gibt daher den Befehl die gestohlenen Daten zu entschlüsseln. Spock wird darin ein extremes Empathie-Defizit diagnostiziert, was seine Mutter als Umschreibung für eine psychopathische Persönlichkeitsstörung interpretiert. Sogar sie hält ihn aufgrund seiner Kindheit für emotional instabil. Dann taucht auch noch der Rote Engel in den Daten auf. Burnham erzählt Amanda, dass auch sie den Engel gesehen hat. Mit diesem Phänomen verbindet Amanda einen Vorfall in der Kindheit der Geschwister: Als Kind wurde Burnham von Extremisten entführt. Wie Amanda nun offenbart, hat Spock schon damals behauptet, der Rote Engel habe ihm ihren Aufenthaltsort verraten. Nach diesem Vorfall hat Burnham ihren Bruder absichtlich traumatisiert, um ihn von ihr fernzuhalten und so zu schützen.

Ähnliches hatte Burnham zuvor auch schon ihrem Vater Sarek gesagt. Was Burnham getan hat, ist freilich noch ein großes Fragezeichen. Jedenfalls ist es ein Erklärungsansatz, warum Spock nie von seiner Adoptivschwester gesprochen hat. Diese Staffel schafft es bisher ganz gut, eine spannende Suche nach Spock zu inszenieren und dabei auch Widersprüche der ersten Staffel aufzulösen.

 

Auf der Discovery: Tilly und der Geist

Die zweite Geschichte auf der Discovery dreht sich um Tilly und den mysteriösen Geist, von dem sie geplagt wird. Die sonst so gesprächige Ingenieurin verheimlicht, was sie für Wahnvorstellungen hält. Der Leistungsdruck treibt sie dazu. Sogar das Command Training Program schmeißt sie hin. Das ist ein wenig weit hergeholt, wenn man bedenkt, dass Tilly es sonst nicht einmal schafft, die kleinsten Gefühlsregungen für sich zu behalten.

Zum Glück hat Burnham zwischendurch kurz Zeit für Tilly. Ihr vertraut sie sich an. Dank ihrer ausgeprägten analytischen Fähigkeiten erkennt Burnham rasch, dass es sich bei dem von Tilly beschriebenen Phänomen nicht um einen Geist handelt. Was ist es dann? Eine Pilzinfektion! Natürlich ist es nicht irgendein Pilz, sondern ein intelligentes Lebewesen aus dem Myzel-Netzwerk, auf dessen Basis der Sporen-Antrieb der Discovery basiert. Stamets trennt die unbekannte Spezies von Tilly und isoliert sie.

Was der Geist von Tilly (und Stamets) wollte, werden wir erst in den nächsten Episoden erfahren. Ein Zusammenhang mit den sieben Signalen und dem Roten Engel scheint durchaus möglich. Immerhin wurde der Pilzgeist erst durch den Asteroiden aktiv, zu dem die Discovery vom ersten Signal gelockt wurde.

 

Auf Kronos: L'Rell und Ash Tyler

Der zweite Schauplatz dieser Episode ist die klingonische Heimatwelt Kronos. Zur Erinnerung: Am Ende der ersten Staffel wurde L'Rell mit tatkräftiger Unterstützung der Föderation die neue Herrscherin der Klingonen. Sie hat den Krieg mit der Föderation beendet und die verfeindeten Häuser der Klingonen zur Einheit gezwungen, ganz im Sinne des klingonischen Messias T'Kuvma. Ash Tyler, der zum Menschen umoperierte Klingone Voq, folgte ihr nach Kronos.

Das "Star Trek"-Feeling, das in den ersten beiden Episoden der zweiten Staffel endlich aufgekommen ist, wird auf Kronos wieder zu Unbehagen. Immerhin haben die Klingonen jetzt wieder Haare und Bärte, aber teilweise sehen sie immer noch wie eine humanoide Echsen-Spezies aus. Auch die Handlung ist relativ platt. Allerdings lässt die Auflösung der Geschichte Hoffnung aufkommen.

Wir blicken daher in die Zukunft. Vergessen wir einfach die Frage nach dem ursprünglichen Sinn und Zweck der Umwandlung von Voq in Ash Tyler. Wir werden es nie erfahren. Und das ist gut so! Wie wir in dieser Episode erfahren, haben L'Rell und Voq einen Sohn. Seine Existenz wird geheim gehalten. Das Baby, noch immer ohne Namen, liegt einsam in einer Wiege in einem leeren Raum. Auch diese durchaus fragwürdige Darstellung klingonischer Werte hinterfragen wir nicht. Der namenlose Sohn wird von Kol-Sha, dem oppositionellen Führer eines wichtigen Hauses, entführt, der so L'Rell als Kanzlerin loswerden und selbst die Herrschaft übernehmen will. Aber er kommt nicht weit.

Die Kavallerie in Form von Philippa Georgiou rückt gerade rechtzeitig an. Der widerborstige Klingonenführer stirbt, L'Rell, Tyler und das Baby leben. Die Geschichte wird bekanntlich von den Siegern geschrieben und diesen Sieg kann klar Imperator Georgiou für sich verbuchen. Daher ist sie es auch, die das Ende dieser Episode vorgibt. Und es ist ein neuer Gründungsmythos für das vereinte Klingonische Imperium. Vor den versammelten Häusern des klingonischen Reiches präsentiert L'Rell zwei abgeschlagene Köpfe: den von Tyler und den ihres Babys. Der Verräter Tyler habe ihren Sohn ermordet und hätte auch sie, die Kanzlerin, getötet. Doch der oppositionelle Kol-Sha habe ihr Leben gerettet und dabei sein eigenes für die Einheit des Reiches geopfert. L'Rell nennt sich fortan nicht mehr Kanzlerin, sondern Mutter aller Klingonen.

Orchestriert wurde dieser geniale Schachzug von Georgiou, die sich als Mitglied der geheimnisvollen Sektion 31 der Föderation entpuppt. Tyler und das Baby leben natürlich, ihre Köpfe wurden von Georgiou repliziert. L'Rell hat ihre Macht gesichert und ist zwei schwere Bürden losgeworden. Tyler bringt das Baby in ein klingonisches Kloster, wo es als Mönch in Sicherheit aufwachsen soll. Danach macht ihm Georgiou das Angebot, Mitglied der Sektion 31 zu werden.

"Lichtpunkt" entsorgt mit Tyler elegant eine Altlast.  Der unsägliche Charakter, der nie wirklich Sinn ergeben hat, ist entstanden aus dem Drang zum spektakulären Twist in der ersten Staffel. Als Mitglied der geheimen Sektion 31 könnte aus ihm doch noch eine interessante Figur werden. Immerhin war er ursprünglich als Superspion gedacht. Eine Spin-Off-Serie mit Philippa Georgiou ist bereits in Planung und ein Wiedersehen mit Ash Tyler damit wohl vorprogrammiert. Aber nicht unbedingt in dieser Serie.

"Star Trek: Discovery" ist weiter auf gutem Weg,  eine konsistente Richtung und eigene Identität zu finden.

 

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