Serien-Review: Vikings, Staffel 5, Episode 20

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Serien-Review

Vikings: Götterdämmerung für die einst großartige Serie

Vikings, Staffel 5, Episode 20: Im lauen Finale gibt es nicht viel mehr als pathetische Dialoge und die ewige Wiederholung der Schlacht um Kattegat.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

02/01/2019, 09:20 AM

Der Titel "Ragnarök", die Götterdämmerung, lässt ein episches Staffelfinale erwarten, aber es ist nur ein laues Gerangel im Vergleich zu vergangenen Tagen. Der Aufbau hin zur finalen Schlacht um Kattegat war das letzte Mal wesentlich besser inszeniert. Das Wikinger-Getümmel kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ivar zu einem unglaubwürdigen Comic-Superschurken geworden ist, neben dem alle anderen Charaktere dumm dastehen. Ivar ist der Joker, Björn ist Batman. Nur gewinnt in "Vikings" immer der Joker. Langweilig! Aber auch das Interesse an der immer wieder aufgewärmten Schlacht um Kattegat, bei der am Staffelende jeweils die Sieger wechseln, hält sich bei mir in Grenzen.

SPOILER-ALARM! Wer die neue Folge von "Vikings" noch nicht gesehen hat, sollte hier nicht weiterlesen.

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Seit den Zeiten von Ragnar Lodbrok ist das Dorf Kattegat kräftig gewachsen. Unter Ivar ist sogar eine ansehnliche Stadt mit mehreren Stadtteilen daraus geworden. Ähnliche Befestigungsanlagen haben wir in dieser Serie bisher nur bei der Belagerung von Paris gesehen. Und das obwohl die Bevölkerung von Kattegat in Kriegen oder durch Ivars Schreckensherrschaft immer wieder dezimiert wurde. Das müssen wir wohl so hinnehmen. So wie auch die Tatsache, dass Ivar die Stadt dank seiner loyalen Sturmtruppen wie ein Diktator voll im Griff hat. Es sind alle diese unrealistischen Szenarien, die es mir immer schwerer machen, "Vikings" noch unvoreingenommen zu schauen.

 

Alle gegen Ivar

Im Hinterland von Kattegat ziehen die Ragnarsöhne Björn und Hvitserk, jeweils unterstützt durch die Könige Harald und Olaf, ihre Truppen zusammen. Der Truppenaufmarsch bleibt nicht unbemerkt. Ivar freut sich schon auf ein Wiedersehen mit seinen Brüdern. Alle Söhne von Ragnar sind gegen ihn: "Dann bin ich wirklich der Auserwählte", sagt er zu seiner Frau Freydis. Er bereitet sich auf eine Belagerung der Stadt vor und lässt die Befestigungsanlagen ausbauen. Da Zeit in dieser Serie keine Rolle mehr spielt, wird aus Kattegat in Windeseile eine schier uneinnehmbare Festung.

Der Wahnsinn und die Genialität von Ivar werden erneut überstrapaziert. Damit Ivar gut aussieht, müssen sich alle anderen dumm verhalten. Daher hecken die Belagerer nur Ideen aus, die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Wir schauen Björn eine gefühlte Ewigkeit dabei zu, wie er mit einem Rammbock bei Ivar anklopft, um dann in einen vorhersehbaren Hinterhalt seines Bruders zu rennen. Eigentlich müsste der mittlerweile wohl als der dümmste aller Ragnar-Söhne dargestellte Charakter jetzt sterben. Aber natürlich schafft Björn dank seiner Berserker-Qualitäten trotzdem den Rückzug. Ein ewiges Hin und Her.

Nur durch den Verrat von Freydis gelingt es den jämmerlich geschlagenen Angreifern in die Stadt einzudringen: nämlich durch einen Zugang, den Ivar als Fluchtweg für sich selbst angelegt hat. Endlich in der Stadt, fordert Björn die Bewohner auf, in den Häusern zu bleiben und nicht gegen ihn zu kämpfen. Er ist mit ihnen aufgewachsen und will sie nur befreien. Das funktioniert erstaunlich gut und wirft einmal mehr die Frage auf, wie Ivar sich bisher auf seinem Thron gehalten hat. Das muss dann wohl seine loyale Sturmtruppe mit den Maskenhelmen gewesen sein. Tatsächlich sind diese unerschrockenen Kämpfer auch die letzte Bastion zwischen Ivar und seinen Brüdern. Doch die Einheit, die zuvor die ganze Stadt für Ivar in Angst und Schrecken versetzt hat, wird nun von Björn, Hvitserk und Harald im Alleingang niedergemetzelt! Womit sich erneut die schon erwähnte Frage nach der Machtbasis von Ivar stellt.

 

Ivar tötet Freydis

Zumindest halten die Sturmtruppen Ivar so lange den Rücken frei, damit er seine geliebte Frau Freydis für ihren Verrat strangulieren kann. Ivar tötet den einzigen Menschen, den er – von seinen Eltern abgesehen – je geliebt hat. In diesem insgesamt enttäuschenden Staffelfinale ist das der einzige bewegende Moment.

Am Ende der Staffel ist Björn zwar der König von Kattegat, aber Ivar ist wieder entkommen. Ganz am Schluss sehen wir ihn noch kurz mit seinem typischen Joker-Grinser auf einem Wagen aus der Stadt fahren. Statt Ivar in einem epischen Showdown ein würdiges Ende zu bescheren, heißt es wohl in der sechsten und letzten Staffel wieder "Alle gegen Ivar".

 

Geringe Hoffnung auf Rückkehr zu einstiger Größe

In dieser Halbstaffel wurden zahlreiche gut entwickelte Charaktere ruiniert (Lagertha, Floki), schwer beschädigt (Björn) oder nebenbei unter ihrem Wert verheizt (Athelred, Judith). Bei Bischof Heahmund wurde zumindest ein würdiger Abgang versucht. Leider hat der Charakter nie sein volles Potenzial entwickelt. Bei Harald, Alfred und Hvitserk gab es kaum Fortschritte, auch wenn es bei Hvitserk kurz so ausgesehen hatte. Aber die sinnlose "Buddah"-Episode führte letztendlich nirgendwo hin. Nur Ubbe hat an Profil gewonnen. Andere Charaktere wie der Ragnarsohn Magnus oder die Hvitserk-Geliebte Thora waren offenbar immer nur als Bauernopfer gedacht. Doch der Tod von blassen Charakteren, die niemandem ans Herz gewachsen sind, löst eben keine Emotionen aus.

In dieser Halbstaffel dominierte stets das Gefühl, dass Serien-Autor Michael Hirst keinen Plan mehr hat, wohin es mit "Vikings" gehen soll. Am Ende der fünften Staffel ergibt nichts mehr Sinn. Die Erwartungen an die sechste und letzte Staffel sind gedämpft. Die Hoffnungen auf Rückkehr zum einst hohen Niveau sind nach der Planlosigkeit dieser Halbstaffel gering, Spannung und Vorfreude auf die nächste Staffel kaum vorhanden.

 

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