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Serien-Review

Vikings: Trotz Blutrache, Mord und Intrige tut sich nicht viel

Vikings, Staffel 5, Episode 17: Vordergründige Action kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung stockt.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

01/11/2019, 09:31 AM

"Das Schlimmste" (Originaltitel: "The Most Terrible Thing") heißt die neue Episode von "Vikings". Der Titel passt irgendwie zur Entwicklung der einst in jeder Episode Action-geladenen und Nerven-zerfetzenden Wikingerserie. Denn in dieser Episode ist zwar theoretisch alles drinnen, was eine solche Serie braucht: Intrige, Mord, Rache, Selbstmord. In der Umsetzung ist diese Folge aber wieder langatmig, die Handlung wird nicht vorangetrieben, alles beim Alten. Eine sogenannte Filler-Episode kommt in der besten Serie vor. Nur "Vikings" kann sich das nicht leisten, denn die Handlung dreht sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit im Kreis.

SPOILER-ALARM! Wer die neue Folge von "Vikings" noch nicht gesehen hat, sollte hier nicht weiterlesen.

 

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Wessex

Der Einstieg in diese Episode ist das Begräbnis des in der letzten Episode von seiner eigenen Mutter vergifteten Aethelred. König Alfred ist aus seinem komatösen Zustand wieder aufgewacht. Genau so plötzlich wie er zuvor ins Koma gefallen ist. Wie praktisch und wie offenbarend. Mir schwirrt dabei immer der englische Begriff "Lazy Writing" im Kopf herum, was so viel heißt wie: Der Autor hat sich nicht viel Mühe gegeben, die Handlung glaubwürdig zu gestalten und bedient sich abgedroschener Plot-Tools, um die Geschichte zu erzählen. Als Alfred vom Tod seines Bruders erfährt, ist er nicht ganz so schockiert wie man das erwarten könnte. Allerdings ist das wohl eher auf die erwähnten Mängel des Drehbuches zurückzuführen als auf die mangelnde Empathie von Alfred.

Später als seine Mutter Judith ihm gesteht, dass sie ihren eigenen Sohn vergiftet hat, rastet Alfred zwar kurz aus. Aber auch wenn er in dieser Szene Tische umwirft und schreiend alles in Reichweite zu Boden wirft, bleibt die Szene erneut ziemlich aufgesetzt und klischeehaft. Judith meint jedenfalls, dass sich Alfred zusammenreißen und endlich wie ein König agieren soll. Soll heißen: Intrige und die Bereitschaft, die schlimmsten Dinge zu tun, um an der Macht zu bleiben. Judith macht also jetzt auf Cersei, kommt aber leider an das Vorbild aus "Game of Thrones" nicht einmal ansatzweise heran.

 

York

In York steht diesmal Björn im Mittelpunkt. Ragnars Ältester will die Schildmaid Gunnhild zu seiner Frau machen und sich Kattegat von Ivar zurückholen. In genau dieser Reihenfolge. Dazu jammert er König Harald an, doch endlich seine Schiffe in See stechen zu lassen. Harald ist wenig begeistert, beißt aber an als ihm Björn im Falle seines Todes (wie Ivar) nicht nur den Thron von Kattegat verspricht, sondern auch seine Frau. In die hat sich Harald schon verguckt. Und wie wir wissen, ist der gute Harald ja ein wenig eigen, wenn es um die Liebe geht. Aus seinen Absichten macht Harald gegenüber Gunnhild auch keinen Hehl. Sie lässt ihn zappeln und deutet an, dass sie nichts dagegen hätte, Königin von ganz Norwegen zu werden. Doch wenn Harald glaubt, seine Art, bei Frauen zu landen, wirkt immer noch, dürfte er im Irrtum sein. In der folgenden, wieder recht klischeehaften, um nicht zu sagen kitschigen Szene gestehen einander Björn und Gunnhild ihre Liebe. Schauen wir einmal wie lange das hält.

 

Kattegat

Ivar hält eine Team-Rede. Was wie eine Motivationsansprache vom Firmenchef beginnt endet in einer stupiden "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns"-Führer-Rede. Einmal mehr zeigt Serien-Autor Michael Hirst hier, dass er offenbar den authentischen Bezug zur in der Serie dargestellten Zeit verloren hat. Die Verweise auf autoritäre Herrschaft im 20. Jahrhundert wirken banal und platt, jedenfalls aber für den Ort und die Zeit unpassend. Abgesehen davon haben wir ähnliches in dieser Halbstaffel schon mehrmals gesehen. Die Botschaft ist angekommen!

Immerhin entschließt sich Ivar endlich dazu, seinen Bruder – in aller Liebe – aufzufordern, aus Kattegat zu verschwinden. Als Hvitserk ablehnt (wieso eigentlich?), droht er damit, seine neue Liebste bei lebendigem Leib zu verbrennen. Ein Argument, dem sich Hvitserk nur schwer entziehen kann. Trotzdem begibt sich Hvitserk am nächsten Morgen ohne seine Geliebte auf die Reise. Er will wieder zurückkommen und warnt die Liebste vor Ivar. "Schönen Dank auch, mein Schatz, dass du mich als Geißel zurücklässt", wäre mein Gedanke in ihrem Fall.

 

Island

Die Handlung in Island bringt zwar vordergründig Action: Dem bisher so ruhigen Kjetill reicht das ewige Hin und Her von Floki, was ihm wirklich niemand übelnehmen kann. Allerdings führt sein plötzlich auftretender Wahnsinn zur Ausrottung der Sippe von Eyvind. Zu ihrer Rettung ist Floki in der letzten Folge mit Kjetill aufgebrochen. Blutrache ist also wieder angesagt oder war eigentlich nie abgesagt. Floki ist absolut gescheitert. Das wird am Ende der Episode noch einmal durch den Selbstmord von Kjetills Tochter und Floki-Anhängerin Aud verdeutlicht. Damit sind wir in Island wieder am Anfang. Der gesamte Handlungsstrang in Island in dieser Halbstaffel hätte genauso gut auch in einer einzigen Episode erzählt werden können, denn die Charaktere sind trotz ausführlicher Wanderungen durch das verregnete Island blass geblieben. Die Anteilnahme und das Interesse an ihrem Schicksal ist (zumindest bei mir) bescheiden. Dramaturgisch verpufft der Tod all dieser Figuren daher im Nirvana der emotionalen Teilnahmslosigkeit.

 

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