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Filmkritiken

"Paradies": Wer kommt nach dem Krieg in den Himmel?

Der Kritikererfolg auf den Filmfestspielen von Venedig startet diese Woche in unseren Kinos.

07/27/2017, 12:17 PM

Während des 2. Weltkrieges in Frankreich kreuzen sich die Wege von Olga(Julia Vysotskaya), Jules(Philippe Duquesne) und Helmut(Christian Clauss). Die ehemalige russische Mode- Journalistin Olga sitzt im Gefängnis weil sie jüdische Kinder bei sich versteckt hielt, der französische Polizeichef Jules kollaboriert mit den Nazis und stellt Olga Strafmilderung in Austausch für sexuellen Gefälligkeiten in Aussicht. Im Konzentrationslager trifft sie auf den SS-Offizier Helmut, der sich vor dem Krieg in sie verliebt hatte und nun seine Leidenschaft wieder für sie entdeckt.

Wer kommt ins Paradies?

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Mit „Paradies“ liefert der russische Auteur Andrei Konchalovsky ein Kammerspiel-ähnliches Drama über drei Schicksale zur Zeit des 2. Weltkriegs. Durch die drei Erzählperspektiven schlüpft man in die Rolle einer Widerstandskämpferin, eines SS-Offiziers und eines Befehlsempfängers. Wie auf einem Beichtstuhl sitzen die Protagonisten vor der Kamera, und erzählen in ihrer jeweiligen Muttersprache von ihren Beweggründen. Die anfängliche Verwirrung über diese artifizielle Gesprächssituation weicht mit der Zeit der Bewunderung für die dramaturgische Rafinesse in Konchalovskys Drehbucharbeit.

Dokument und Fiktion

Ziel des Filmes ist es die Grenzen zwischen Dokument und Fiktion zu verweben, was jedoch nur stellenweise gelingt. Der gesamte Film ist in Schwarz Weiß und mit einem Seitenverhältnis von 4:3 gedreht um dem Archivmaterial aus der Zeit so ähnlich wie möglich zu sehen. Der Formale versuch das Material „echt“ aussehen zulassen scheitert an den zu scharfen Bildern die sich radikal von Archivmaterial unterscheiden. Realismus erreicht „Paradies“ vor allem durch die ambivalenten Figuren. Korrupte SS-Offiziere, Konflikte innerhalb der jüdischen Gefangenen und familiäre Krisen bei Polizisten wurden selten so authentisch in Kriegsdramen porträtiert wie hier.

Silberner Löwe

Das Kriegsdrama ist eine russisch Deutsche Koproduktion. Obwohl ein Großteil des Filmes in Frankreich spielt entschied man sich dafür die Szenen in Deutschland zu drehen. Dies hatte vor allem finanzielle Gründe, da man sich so nur auf zwei Produktionsteams beschränken konnte. „Paradies“ feierte seine Weltpremiere auf den Filmfestspielen in Venedig und erhielt den Silbernen Löwen für die beste Regie. Konchalovsky gehört inzwischen zu einem der Stammgäste in Venedig und erhielt den gleichen Preis für seinen letzten Film „The Postmans White Nights“.

Paradies“ ist ganz klar dem Arthouse-Publikum gewidmet und hat wenig mit der herkömmlichen filmischen Darbietung des dritten Reichs zu tun. Wer sich für einen formal spannenden und erzählerisch eher langsamen Blick auf die Geschehnisse in Frankreich während der Besatzung interessiert, der sollte sich „Paradies“ auf jedenfall ansehen.

Özgür Anil

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