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Filmkritik

"Peter Handke. Bin im Wald, kann sein, dass ich mich verspäte": Dichter unter Beobachtung

Der Film zeigt Handke nicht nur beim (Vor)Lesen, Schreiben und Spazieren, sondern auch bei diversen Gartenarbeiten und mit seinen beiden Töchtern.

12/01/2016, 09:04 AM

Man sollte einen Schriftsteller einfach in Ruhe lassen – vor allem, wenn er so scheu wie Peter Handke ist (und eine Äußerung über seine Scheuheit in Bezug auf Menschen bekommen wir gleich anfangs von ihm zu hören). Abgesehen von etwas Selbstinszenierung, die natürlich auch dahinter steckt, ist dieser Autor auf jeden Fall ein Mensch, der die meiste Zeit ungestört in seiner eigenen Gesellschaft verbringt, die Welt auf sich wirken lässt und gerade dadurch produktiv wird. Sobald ihm nun ein Kamerateam beim Leben zusehen will, kann dabei eigentlich nicht viel herauskommen – höchstens eine Form von nachinszenierter Einsamkeit, die gezwungen wirkt.

Der Titel von Corinna Belz‘ Film führt gleich in die Irre: zweifellos gibt er eine schriftliche Kurzbotschaft von Handke an das Filmteam wieder und man erwartet sich daher eine stärkere Interaktion zwischen dem Autor und den Filmemachern. Es wäre zweifellos viel interessanter gewesen, das Zustandekommen dieses Projekts zu thematisieren und mitzuerleben, wie Handke auf das Vorhaben reagiert und sich dem Gefilmtwerden wohl eher zu entziehen versucht.

Ein paar Schwerpunkte

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Eigentlich weist die Doku keine erkennbare Strukturierung auf, was sicher auf ihre Entstehungsweise - Kurz-Besuche über einen Zeitraum von einigen Jahren hinweg - zurückzuführen ist. Doch abgesehen von Solo-Szenen werden ein paar Schwerpunkte gesetzt: wir sehen Handke kurz mit seiner jüngsten Tochter, und deren französische Mutter kommt dabei auch zu Wort; bei einem Wienbesuch trifft er später seine ältere Tochter (das Gespräch zwischen ihnen macht deutlich, dass sie wirklich Welten voneinander trennen); und gegen Ende geht es um seine Mutter, die 1971 Selbstmord begangen hat.

Außerdem liest Handke immer wieder längere Passagen aus seinen Werken vor. Wie es sich für einen scheuen Mensch gehört, hat er eine extrem leise Stimme und manchmal ist man für die englischen Untertitel richtig dankbar. Die Regisseurin bleibt als Stichwortgeberin unsichtbar, meldet sich aber mit Zwischenfragen zu Wort, die oft recht unsensibel oder oberflächlich ausfallen und bei Handke entsprechend Abwehrreaktionen hervorrufen: "Ja, dann fragen Sie sich doch das selber, aber nicht mich".

Der Dichter mit Nadel und Faden

Der Film zeigt Handke nicht nur beim (Vor)Lesen, Schreiben und Spazieren, sondern auch bei diversen Haus- und Gartenarbeiten: er sägt einem Baum die Äste ab, fasst einen Pfad mit prähistorischen Muscheln ein, putzt selbstgesammelte Pilze und erfreut sich am Geräusch, das bei ihrem Aufschneiden entsteht - und er kann als echter Hausmann auch mit Nadel und Faden umgehen (vorausgesetzt, die breit zelebrierte Zen-Übung des Einfädelns gelingt ihm).

Immerhin stand Corinna Belz reichliches Bildmaterial zur Verfügung: abgesehen von Bewegtbildern mit historischen Interview-Aufnahmen sowie Polaroids und sonstigen Fotos, sind vor allem die bunten Schrift-Bilder aus Handkes Notizbüchern eine wahre Augenfreude; oft wird der Schriftfluss auch durch richtige Skizzen oder Zeichnungen unterbrochen und es hätte eigentlich hingereicht, die gesamte Filmzeit mit diesen aufgeblätterten Kladden zu füllen, denn das Schreiben ist doch hier schließlich das Einzige, was wirklich zählt.

7 von 10 zu kleinen Nadelöhren

franco schedl

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UNSER BUCH-TIPP: Notizbuch: 31. August 1978 - 18. Oktober 1978 (Insel-Bücherei)

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