Filmkritiken

PRAKTIKANT AUS DER PENSION

von

Alexandra Seibel
Alexandra Seibel

09/23/2015, 10:00 PM

Liebe und Arbeit, Arbeit und Liebe – beide zusammen bilden die Grundlagen eines glücklichen Lebens. Sagte Sigmund Freud.

Für den 70-jährigen Ben Whittaker keine gute Nachricht: Er ist Pensionist und Witwer. Was bedeutet: Keine Arbeit, keine Liebe.

Zwar hat Ben genügend Geld (man könnte auch sagen: er ist steinreich). Doch das macht ihm keine rechte Freude ohne Tagesbeschäftigung und ohne Lebenspartnerin. Der Rettungsanker winkt in Form einer ungewöhnlichen Anzeige: Ein hippes Start-up-Unternehmen, spezialisiert auf Onlineshopping, sucht Praktikanten – und zwar Pensionisten.

Anne Hathaway als Boss und Robert De Niro als ihr pensionierter Praktikant – das sind die vielversprechenden Zutaten von Nancy Meyers’ süßlich vergnüglicher Generationen-Komödie.

Dazu muss man sagen, dass Meyers neben der mittlerweile verstorbenen Nora Ephron praktisch die einzige Frau ist, die bei großen Mainstream-Studio-Filmen Regie führen darf. Nicht weniger als sechs Jahre sind seit ihrem letzten Film "Wenn Liebe so einfach wäre" vergangen. Erneut setzt Meyers auf ihre bewährte Mischung aus romantischer Komödie und "Oldies, but Goldies"-Schmäh. Gleich beim ersten Vorstellungsgespräch mit dem betagten Praktikanten kommt es zu aufgelegten Peinlichkeiten. ("Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?" – "Sie meinen, wenn ich 80 bin?"). De Niro spielt seinen alten Knaben mit der Würde des pensionierten Großschauspielers und Ex-Mafioso: Ein wenig verkniffen, aber jovial bis zum Ende.

Anne Hathaway als freundliche Version von Meryl Streep aus "Der Teufel trägt Prada" hastet atemlos durch ihr eigenes Leben ("Sitting is the new smoking"). Der Job stresst, der Mann hat seine Karriere aufgegeben, um die gemeinsame Tochter zu erziehen, und ist unzufrieden. Und die anderen Mamas geben ihr deutlich zu verstehen, dass sie eine Rabenmutter ist.

Den neuen Pensi-Praktikanten lehnt sie vorerst ab ("Ich kann nicht so gut mit älteren Menschen"). Doch ausgerechnet er erweist sich als ihr bester Verbündeter. In einer besoffenen Rede lamentiert sie sogar darüber, dass es nur noch "Burschen" gebe, aber keine "Männer". Und De Niro gibt der männlichen Freizeit-Look-Jugend gute Anzieh- und Benimm-Tipps ("Immer ein Taschentuch dabei haben, Frauen weinen.")

Das klingt genauso konservativ wie es ist. Nancy Meyers plädiert zwar klar für die arbeitende Frau, die sich nicht dafür genieren muss, wenn sie die Termine im Kindergarten versäumt. Auch wirft sie einen scharfen Blick auf die unterschwelligen Ressentiments, die oft gegenüber älteren und alten Menschen im Raum stehen.

Gleichzeitig aber geht sie allzu sehr in die Knie vor den Gentlemen der alten Schule. Dass derselbe Ben Whittaker je seine Karriere für seine eigene Frau aufgegeben hätte, steht völlig außer Frage.

Doch allein die Kombination Hathaway–De Niro liefert ausreichend Zündstoff für runde Familienunterhaltung. Gehen Sie mit Ihren Eltern oder Großeltern.

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