Filmkritiken

REICHES KIND MIT 30 JAHREN

von

Franco Schedl
Franco Schedl

05/06/2011, 10:00 PM

Eine alte Faustregel beim Film lautet offenbar: die A-Männer kehren immer wieder zurück (auch wenn sie keinem A-Team angehören). Um den Beweis dafür anzutreten, sage ich nur „Alfie“. Dieser Frauenschwarm aus dem London der Swinging Sixties wurde im neuen Jahrtausend zum Amerikaner und vollzog einen Gestaltwandel von Michael Caine zu Jude Law. Als weiteren Beleg für meine These füge ich jetzt ein herzhaftes „Arthur“ hinzu. 1981 war Dudley Moore als verwöhnter Multimillionärssohn „Kein Kind von Traurigkeit“, und nun macht Russell Brand so ähnlich wie sein inzwischen verstorbener Vorgänger weiter.

Der reiche und reichlich verspielte Junge hat seit 30 Jahren eine eigene Nanny, die ihn rund um die Uhr betreut, da er sich selber nicht einmal einen Teebeutel in die Tasse hängen könnte, ohne eine mittlere Haushaltskatastrophe zu verursachen. Sagen wir es rund heraus: Arthur ist ein Kind geblieben, allerdings ein ziemlich großgewachsenes, das über reichlichen Zynismus und ein massives Alkoholproblem verfügt. Falls Arthur nicht einer durch die herrische Mutter arrangierten Heirat zustimmt, gesellt sich dem auch bald ein Geldproblem hinzu.

Seinem spitzbübischen Charme und seiner noch spitzeren Zunge kann höchstens Helen Mirren als Langzeit-Kindermädchen Hobson Paroli bieten: durch sie verwandelt sich ein netter Film in einen großartigen. Jede Sekunde ihrer Anwesenheit bereitet Vergnügen und es wirkt einfach umwerfend, wie sie dem reichen Lümmel gegenüber zwar die Stimme der Vernunft sprechen lässt, aber zugleich das Gefühl vermittelt, dass sich nicht weit unter ihrer distinguierten Oberfläche ein ebenso kindliches Gemüt verbirgt, dem ein riesiger Teddybär die größte Freude bereiten könnte. Mirren schlüpfte damit als eine Art weiblicher Butler in eine Rolle, die bereits im Vorgänger-Film dank der exzellenten Besetzung durch John Gielgud den größten Reiz ausgeübt hatte (und damals mit einem Oscar belohnt wurde).

Genauso hinreißend präsentiert sich Nick Nolte als grober Klotz aus dem Baugewerbe, den wohl niemand gern zum künftigen Schwiegervater hätte, und seine Filmtochter Jennifer Garner strahlt als berechnende Braut ebenfalls eine zielstrebige Eiseskälte aus. Ganz anders die sympathische Naomi alias Greta Gerwig, bei der Arthur zu romantischer Hochform aufläuft und für ein ungestörtes Rendezvous zu zweit die gesamte Central Station vorübergehend stilllegen lässt.

Der britische Komiker Russell Brand liebt es auch privat, immer wieder anzuecken und erschien beispielsweise am Tag nach den New Yorker Terroranschlägen in Bin Laden-Maske am damaligen Arbeitsplatz. Dadurch erweist er sich in seiner Maskierungsfreude noch aggressiver als Arthur, der politisch korrekter höchstens als Lincoln oder Batman auftritt.

Für seine Gratwanderung zwischen liebenswertem Kindskopf, tragischem Trinker und trotziger Range hat sich Brand zumindest 7,5 Punkte auf meiner 10stelligen Kindlichkeits-Skala sowie eine Extraportion Gummibären verdient.

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