Filmkritiken

REZEPT ZUR AMOUR FOU

04/24/2011, 10:00 PM

Als Mathieu Lievin, Architekt aus Paris, in seine kleine Heimatstadt zurückkehrt, um seine kranke Mutter zu besuchen, läuft er dort seiner Jugendliebe Maya über den Weg, die einen Mann und ein kleines Kind bei sich hat. Sie würdigt ihn kaum eines Blickes, aber keine zwei Stunden später klingelt das Telefon bei Mathieu. Maya lädt ihn zu sich ein und nach kurzem Zögern akzeptiert er.

Cedric Kahn führt uns in die schönsten und zugleich gefährlichsten Bereiche unserer Erinnerung, wo sich Lust und Verlust miteinander vermischen, sobald eine vergangene Liebe ins Spiel kommt. Gefährlich wird es, wenn das Vergangene, wie es sich am Beispiel Mathieus und Mayas zeigt, oft nur unter einer dünnen Schicht begraben ist und jederzeit wieder hervorbrechen kann - faszinierend schön, aber zugleich zerstörerisch wie ein Vulkan.

Als sich die beiden wieder sehen, geht alles sehr schnell: obwohl jeder von ihnen verheiratet ist, ergeben sie sich ihrer Leidenschaft. Sie können die Ablenkung auch gut gebrauchen. Mathieu, der ehemals jugendliche Gewinner eines großen Architekturpreises und nunmehrige Architekt von Einfamilienhäusern, wird durch die Abwicklung einer Verlassenschaft mit seiner Vergangenheit konfrontiert - und Maya, eine junge Wilde, die nach der Trennung von Mathieu ihr Glück in Afrika gesucht hat, ist ihrer Ehe mittlerweile überdrüssig.

Das ist eigentlich schon die ganze Geschichte und in 105 Minuten ergibt sich auch die eine oder andere Länge. Großteils bleibt der Film aber sehr intensiv und fesselnd, denn der alles verschlingende Strudel dieser Amour fou treibt die Handlung vorwärts. Dabei bedient sich Kahn eines ganz klassischen Rezepts:

1. Man nehmen Hauptdarsteller von ausgewählter Qualität. Yvan Attal als Mathieu und vor allem Valeria Bruni Tedeschi als Maya tragen diesen Film.

2. Eine Regie und Kamera, die deren Präsenz und die Atmosphäre des vergessenen Kindheits-Orts unterstützt und perfekt zur Geltung bringt.

3. Abschließend würzt man das ganze noch mit ein paar guten Nebendarstellern, stimmungsvollem Setting, Soundtrack und voilà – fertig ist ein wohlschmeckendes Stück cinema francaise.

Was man eventuell bemängeln könnte, ist der Umstand, dass trotz des Drives, den der Film unzweifelhaft hat, das Schicksal der Personen uns eher kalt lässt; zu poliert ist bisweilen die Oberfläche und es beschleicht einen das Gefühl, dass in Kahn der ehemalige Werbefilmer die Oberhand behält. Am Ende ist die Situation so, wie manchmal auch im wirklichen Leben: hoffnungslos aber nicht ernst.

Fazit: Ein wahrlich französischer Film! „Les Regrets“ ist eine dramatisch-schöne Geschichte über eine klassische Amour fou, exzellente Darsteller, eine größtenteils souveräne Regie und nicht zuletzt die Musik von Philip Glass geben diesem Film das besondere „Je ne sais quoi“ und 7.5 von 10 längst überfälligen Tickets nach Paris.

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