Filmkritiken

SATIRISCHE FAUSTWATSCHEN

05/09/2011, 10:00 PM

Die Schienentröster, Harald Haller und Daniel Lenz, ein Kabarett-Duo aus dem schönen Tirol, wollten ihrem Lebenslauf neben einer handvoll Programmen noch einmal so etwas richtig Großes hinzufügen - und was ist, besonders in Österreich, gewagter als das Vorhaben, einen Film zu produzieren? Bald waren auch ein paar willige Spender und ca. 20.000 Euro gefunden und los ging‘s.

Nichts Geringeres als der Urmythos dieses Landes, der tirolerischste aller Tiroler und sein bewegter Aufstieg und Fall, sollte das Thema sein. Wir ahnen es schon: es ist tatsächlich ein Film über Andreas Hofer. Vor ein paar Monaten, lief er vorerst nur in Tirol an, hatte aber einen so durchschlagenden Erfolg, dass er nun auf eine beinahe internationale Tournee geht – mit Tourstart in Wien.

Der Hofer ist hier eigentlich ein deutsches Findelkind namens Alldie: ausgesetzt in einem Weidekorb trieb er wie Stammvater Moses den Fluss hinab und wurde von einem Bauern aufgenommen, dessen Familie zwar nichts zu essen, dafür jedoch eine Menge Kinder hat. Tirol ist halt eine durch und durch katholische Gegend. Nachdem aber Alldie trotz verzweifelter Versuche seiner Familie und auch seines Lehrers einfach das tirolerische Idiom nicht beherrschen kann, bleibt ihm nur noch die Selbstfindung bei Sensenmeister Hattori Hans.

Bei diesen Exerzitien wird dann so richtig klar, dass der Film nicht nur die Geschichte von Anderl Hofer, sondern jede Menge andere Werke aufs Korn nimmt. Ob Science-Fiction-Saga, knallharter Western oder Heimatfilm, „1810 – für eine Handvoll Kaspressknödel“ greift sich aus der Filmgeschichte, was es kriegen kann und verarscht all das genüsslich und sehr amüsant. Alles und jeder bekommt hier sein Fett ab, natürlich auch die Fremdenverkehrsindustrie oder die ungeliebten, immer schmähführenden Wiener. Nach ein bisschen Romantik und Eifersucht geht es dann so richtig zur Sache: Andreas Hofer alias Alldie oder auch nur sein Mythos, treibt die Seinen gegen Napoleon und dessen übermächtiges Heer.

Jetzt gibt es natürlich auch große Schlachtszenen und jede Menge Action. Man sollte dabei immer das magere Budget von 20.000 Euro im Hinterkopf behalten, um würdigen zu können, dass hier mit viel Einsatz und gutem Willen das eine oder andere wettgemacht wird. So auch beim Personal: dem Missverhältnis zwischen einer definitiven Überzahl an zu besetzenden Rollen und einer deutlich geringeren Gruppe von Darstellern, wurde mit einem einfachen Trick begegnet, indem jeder mindestens drei Figuren spielt.

Harald Haller und Daniel Lenz sind überhaupt in jeder Szene präsent, und dass Stefan Eberharter den sympathischeren Armin Assinger abgibt, stellt er in einem Kurzauftritt unter Beweis. Immer wieder fühlt man sich an Filme von und mit Bully Herwig erinnert, bloß kommt das Ganze dann wesentlich amateurhafter, lockerer, österreichischer daher.

Das Ende der Geschichte ist selbst Geschichte und Alldie ist - so wie das Wirtshaus von Andreas Hofer damals geheißen hat – am Sand.

Fazit: „1810 - Für eine Handvoll Kaspressknödel“ ist ein No-Budget Film, den man weder ernst nehmen kann noch soll, der sich aber auf sehr erfrischende Weise selbst nicht für voll nimmt und einen hohen Trash-Faktor mit Unterhaltungswert garantiert – dafür gibt es 6,5 von 10 rustikale Faustwatschen.

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