Filmkritiken

SCHLAMMSCHLACHT IM PHRASENSUMPF DER POLITIK

von

Franco Schedl
Franco Schedl

10/04/2012, 10:00 PM

„Amerika“, „Jesus“, „Freiheit“ heißen die 3 Zauberworte, mit denen man jede Wahlrede in den USA würzen sollte, um auf Seiten der Sieger zu bleiben. Dieses offenkundige Geheimnis erfahren wir schon in der ersten Filmminute und demgemäß könnte der Film gleich wieder zu Ende sein, denn Kandidat Cam Brady ( Will Ferrell) beherrscht die Wortvernebelungs-Methode aus dem ff.

Doch die Gunst der Wähler ist trügerisch und hängt von vielen Komponenten ab: ein schmutziges Telefonat, das dummerweise auf einem Anrufbeantworter verewigt wurde, lässt beispielsweise seine Bliebtheitskurve wieder sinken und veranlasst zwei Geldsäcke, die im Hintergrund alles bestimmen (Dan Aykroyd und John Lithgow als hinreißendes Duo Infernal), einen Gegenkandidaten aufzustellen. In der folgenden Schlammschlacht mausert sich der unbedarfte Naivling (Zach Galifianakis) zum professionellen Wadlbeißer, bringt seinen Kontrahenten dazu, Kinnhaken an Schmusebabys oder Filmhunde auszuteilen und motiviert ihn überhaupt zu neuen Höhenflügen in Sachen Geschmackslosigkeit. Im Kampf um den 14. Bezirk im Staat North Carolina kann sogar ein Schuss auf den Kontrahenten Wählerstimmen bringen.

Nebenbei erfahren wir, wie sehr in der Politik alles vom richtigen Hund oder der passenden Barttracht abhängt: Pekinesen sind einfach zu fremdrassig, und jede Form von stärkerer Gesichtsbehaarung erinnert sofort an Osama bin Laden.

Regisseur Jay Roach, der Unterstützer des starken Paars Ferrell/ Galifianakis, hat den amerikanischen Wahlzirkus um einige Attraktionen bereichert, und da es der Mann versteht, Schauspieler ins rechte Licht zu rücken, würde er sich überhaupt als idealer Zirkusdirektor anbieten. Immerhin wurden einige von ihm in Szene gesetzte Übertreibungen mittlerweile locker von der Realität eingeholt. Nur das emotionale Finale, bei dem der gute Wesenskern im Politiker triumphiert, verweist das Ganze ins Reich der Phantasie.

Galifianakis sieht das alles wesentlich pragmatischer und meint: „Falls der Film eine Botschaft hat, dann diese: Wir sind alle im Arsch“. Mit ein paar leichten Akzentverschiebungen lässt sich das natürlich auch auf heimische Verhältnisse übertragen.

Bei der Bewertung fällt die Wahl zumindest leicht: für diese quälend authentisch geratene Politsatire sind 8 von 10 wohlgefüllten Fettnäpfchen gerade ausreichend.

ein ActiveCampaign Widget Platzhalter.

Wir würden hier gerne ein ActiveCampaign Widget zeigen. Leider haben Sie uns hierfür keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte ActiveCampaign zu.

Regisseur Jay Roach ("Meine Braut, ihr Vater und ich") treibt den aktuellen Politzirkus auf die logische Spitze und zeigt, dass Moral im Kampf um die Gunst des Volkes nichts zählt.

Kommentare

Kurier.tvMotor.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat