Filmkritiken

SECONDHAND-GESPENSTER

von

Franco Schedl
Franco Schedl

07/21/2011, 10:00 PM

Einst sorgten die jungen Filmemacher James Wan und Leigh Whannell mit einem wirklich clever konstruierten Schocker für Aufsehen. Und zwar so sehr, dass ihnen gleich darauf findige Geschäftemacher das blutige Körper-Puzzle aus der Hand nahmen und noch sechs weitere Teile folgen ließen, die ans anfängliche geniale Konzept kaum anknüpfen konnten, weil sich die Geschichte inzwischen längst totgelaufen hatte. Die Rede ist natürlich von „Saw“.

Wan/Whannell streiften vermutlich satte Tantiemen ein und machten währenddessen auf dem Horrorsektor weiter: im Folgefilm „Dead Silence - Ein Wort und du bist tot“, den die beiden laut eigener Einschätzung als nicht so gut gelungen empfanden, ließen sie eine unheimliche Bauchrednerin ihr Unwesen treiben und boten erneut eine überraschende Schluss-Wendung. Nach einem Ausflug in ein anderes Genre mit dem harten Selbstjustiz-Thriller „Death Sentence“, ist es nun ihre erklärte Absicht, der alten Geisterhaus-Thematik neue Seiten abzugewinnen.

Wan/Whannell verstehen ihr Werk als eine Verbeugung vor klassischen Gruselfilmen und eine Rückkehr zum wirklich ernsten – also keineswegs bluttriefenden - Horror, mit einigen Elementen, die im gängigen Mainstream-Kino kaum zu finden sind. Als Produzenten wurden dank Oren Peli und Jason Blum zwei Männer aktiv, deren intime Kenntnisse in Sachen „Paranormal Activity“ über jeden Zweifel erhaben sind. Doch Vorsicht: das alles garantiert noch keineswegs, dass der Film nicht unter jeder Kritik sein kann.

Beim vielversprechenden Vorspann ist es zumindest sehr nett mitanzusehen, wie durch einen optischen Trick die Namen der Beteiligten ihren Geist auszuhauchen scheinen. Und dann sind wir auch schon im bösen Haus, das die fünfköpfige Familie Lambert soeben neu bezogen hat. Erstmal passiert nicht viel, doch plötzlich stehen die Zeichen auf Heimsuchung, das Unerklärliche nimmt zu und stellt allerlei okkulten Schabernack an, bis es v.a. Mrs. Lambert reicht und der Wohnort gewechselt wird. Im neuen Domizil geht das Treiben weiter und ruft zwei komische Ghostbuster auf den Plan (deren einer von Leigh Whannell selbst gespielt wird). Danach kommt noch ein Medium hinzu und die Ereignisse überstürzen sich in einem immer schnelleren Wirbel, der hauptsächlich unzählbare Filmzitate durcheinander mischt.

Was wie eine altvertraute Spukhausgeschichte beginnt, entwickelt sich allmählich in eine ganz andere, wenn auch nicht unbedingt erfreulichere, Richtung. Die beiden W-Männer haben sich zur Vorbereitung natürlich jede Menge Filme angesehen und bei Abfassung des Drehbuchs wohl unter dem Zwang gelitten, von allem Aufgeschnappten irgendetwas in ihren eigenen 100 Minuten unterbringen zu müssen. Eine rote Tür verbreitet dezentes Lynch-Feeling, die Toten aus dem Jenseits werden zu Romero-Zombies (oder meinetwegen herk-harveysken „Carnival of Souls“-Teilnehmern) und zwischendurch gibt sich sogar eine Kreuzung aus Freddy Krueger und dem leibhaftigen Krampus die Ehre.

Verständlich, dass bei einem solchen Aufgebot an Attraktionen Bescheidenheit nicht gerade das Ding des W-Duos ist: so äußern sie die Hoffnung, „Insidious“ könne zum „Poltergeist“ unserer Generation werden. Aber schließlich hätten sie sich den Erfolg auch schwer verdient, denn für fast alle unheimlichen Szenen verwendeten sie angeblich nicht etwa erfundene Filmideen, sondern Erfahrungen aus ihrem realen Umfeld. Der alltägliche Horror muss bei den beiden demnach auf einem deutlich höheren Level als bei uns Normalsterblichen liegen. Solange ich noch nicht selber auf diesen Level gelangt bin, erhält der Film 6 von 10 recycelten Secondhand-Gespenstern.

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