Oscar-Preisträger Mark Rylance (links) mit Tom Hanks.
Oscar-Preisträger Mark Rylance (links) mit Tom Hanks.

© Foxfilm

Filmkritiken

Ein erkälteter Amerikaner in Ostberlin

Wenn Steven Spielberg einen neuen Film dreht, steht Tom Hanks bereit.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

11/24/2015, 11:00 PM

Diesmal spielt Hanks einen gewieften Versicherungsanwalt aus Brooklyn namens James B. Donovan, der über großes Verhandlungstalent verfügte und sich um sein Land verdient gemacht hat. In den späten 60er Jahren, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges und der Atomangriff-Paranoia, wird er durch seine Vorgesetzten mit der Verteidigung eines enttarnten russischen Spions (Mark Rylance) betraut und bringt durch sein unbeirrbar gesetzestreues Wesen viele Mitbürger gegen sich auf, die den Roten so schnell wie möglich auf dem Elektrischen Stuhl schmoren sehen wollen. Der Volkszorn führt sogar zu einer Schussattacke auf Donovans Haus. Doch als „aufrechter Mann“ (diesen Ehrentitel verleiht ihm der Russe) lässt der Anwalt nicht locker und bringt es fertig, seinen Mandanten vor dem Todesurteil zu bewahren.

Damit könnte für ihn die Angelegenheit eigentlich beendet sein, doch die Sache hat noch ein hochspannendes Nachspiel, und so landet Donovan als erkälteter Amerikaner in einem Ostberlin, dessen Klima besonders frostig erscheint, weil gerade die Mauer gebaut wurde. Die CIA hat ihn beauftragt, als Unterhändler eine Agenten-Rochade in die Wege zu leiten: sein ehemaliger Klient im Tausch gegen den Piloten eines amerikanischen Spionageflugzeugs, das auf russischem Gebiet abgeschossenen wurde. Aber Donovan macht es sich natürlich wieder einmal besonders schwer. Weil kurz davor die DDR-Polizei einen unschuldigen US-Studenten willkürlich festgenommen hat, versucht er auch gleich diesen anderen Amerikaner zu befreien und nimmt auf eigene Faust sowohl mit den Russen als auch mit den Ostdeutschen Verhandlungen auf.

Die Thematik von „Bridge of Spies“ ist leider nach wie vor hochaktuell und man erkennt sofort die Gegenwartsbezüge, obwohl sich das Feindbild inzwischen gewandelt hat. 1961 hießen die Gegner eben noch Kommunisten und US-Politiker schürten gegen die Rote Gefahr in der Bevölkerung gezielt Hass und verbreiteten Panik. Drei Jahre nach dem „ Lincoln“-Film ruft Spielberg seine Landsleute darum erneut zu mehr Toleranz gegen das ‚Fremde‘ auf und erinnert sie unermüdlich an die Grundwerte der amerikanischen Verfassung. Im Dienst der guten Sache inszeniert er ein bedrückend überzeugendes Cold War-Szenario, trägt aber manchmal etwas dick auf und wird pathetisch, wenn er seinen strahlenden Helden große Grundsatz-Reden schwingen lässt.

Den Coen-Brüdern würde man das Drehbuch keinesfalls zuschreiben, obwohl es nachweislich von ihnen stammt. Spielberg hat der Story seinen Stempel eben unverkennbar aufgedrückt und macht aus Tom Hanks eine Art Oskar Schindler des Kalten Krieges. Immerhin erzielte der reale Donovan noch im selben Jahr seiner Berlin-Mission auch bei Verhandlungen mit Castro große Erfolge und verschaffte etlichen Amerikanern – Gefangene nach der fehlgeschlagenen Invasion in der Schweinebucht - wieder die Freiheit.

8 von 10 geschickt ausgehandelten Filmpunkten.

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