Filmkritiken

TEENAGER IM IRRGARTEN

von

Franco Schedl
Franco Schedl

10/14/2014, 10:00 PM

„Lord of the Flies“ gets „Lost“ in the „Cube“ (oder war es doch eher die „Matrix“?). Fantasy-Autor James Dashner ist wirklich nicht zimperlich, wenn es darum geht, sich für seine Jugendbuchserie „Die Auserwählten“ durch literarische und filmische Vorlagen anregen zu lassen. Trotzdem vergisst man solche Parallelen bald, weil es Dashner bzw. Regisseur Wes Ball fertig bringen, uns in eine mysteriöse Geschichte voller Spannung und Rätsel hineinzuziehen (und für jedes gelöste Rätsel ergeben sich gleich mindestens zwei neue).

Wir befinden uns auf einer großen von riesigen Mauern umgebenen Lichtung. Unter Tags lassen die Mauern allerdings eine Öffnung frei, die in ein gefährliches Labyrinth führt, wo tödliche Gefahren lauern. Wer das Pech hat, nachts nach Torschluss in dem Irrgarten eingesperrt zu werden, kann mit seinem Leben garantiert abschließen. Die Bewohner dieser Lichtung sind eine reine Männer- oder besser gesagt Burschengesellschaft, mit eigenen Gesetzen, strenger Ordnung und genau geregelter Aufgabenverteilung. Versorgt werden sie durch einen Aufzug, der einmal pro Monat nicht nur nützliche Dinge anliefert, sondern auch einen weiteren jungen Mann enthält, dessen Erinnerungen an sein früheres Leben gelöscht wurden – aber zumindest an seinen Namen kann sich der jeweilige „Frischling“ nach ein paar Stunden wieder erinnern. Das geht so seit drei Jahren.

Erst durch die Ankunft des jungen Thomas beginnen sich die Verhältnisse auf der Lichtung dramatisch zu ändern. Thomas verfügt nämlich über all das, von dem die andern nichts (mehr) wissen wollen: Neugierde, Wagemut und Rebellentum. Ihm gelingt es, in wenigen Tagen die bisherige Ordnung auf den Kopf zu stellen und in Bereiche des Irrgartens vorzudringen, die noch niemand vor ihm betreten hat. Wir als Zuschauer sind über die neuen Entdeckungen mindestens ebenso überrascht wie die Erforscher des Labyrinths, denn wir haben nicht den geringsten Erkenntnisvorsprung und unser Wissensstand gleicht dem ihrigen. Übrigens springt der Autor nicht gerade zimperlich mit seinen Protagonisten um, da einige von ihnen das unfreiwillige Abenteuer nicht überleben werden.

Während der Film vordergründig handfeste Action bietet, fordert er vergrübeltere Zuschauer vielleicht auch zu tiefenpsychologischen oder philosophischen Deutungen heraus: man könnte Heideggers „Lichtung des Daseins“ herbeizitieren, das Schicksal der Burschen als Sinnbild des Lebens verstehen oder als kurzgefasste Wiederholung der Menschheitsgeschichte. Aber natürlich ist „Maze Runner“ in erster Linie perfekte Unterhaltung und man darf gespannt sein, welche Herausforderungen der zweite Teil dieser Fantasy-Trilogie für die Jungen bereithält. 9 von 10 falschen Labyrinth-Wegweisern.

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